Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Flor. Um 1840 rühmte man außer türkisch Roth noch echt Violett 
(Schnapsviolett), Krapprosa u. s. w. 
Gegenwärtig färbt man Baumwolle, Wollgarn, Handschuhe und 
Tricotstoffe, sowie auch Seide. Die Baumwollenfärberei beschäftigt in 
Chemnitz allein über 600 Arbeiter. Die Ansprüche an die Leistungs- 
fähigkeit der Fabriken, an die Schönheit und Dauerhaftigkeit der 
Farben sind aber bedeutend gestiegen. In neuester Zeit ist in den 
Chemnitzer Färbereien das Färben in echt schwarz eine hervorragende 
Specialität. 
Seitdem 1785 der Schotte Bell die Walzendruckmaschine erfand 
und es durch dieselbe möglich wurde, die zeitraubende und unsichere 
Druckerei aus freier Hand mittels der Druckpatronen zu beseitigen, 
chat das Druckereigeschäft durch eine Reihe verbesserter Druckmaschinen 
einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Man hat es mög- 
lich gemacht, mit 3, 4, 5 und mehr Cylindern gleichzeitig in 3, 4, 
5 und mehr Farben zu drucken und selbst sehr complicirte Muster 
herzustellen. « 
Bei der Kattundruckerei war die Handdruckerei in stetigem Rück- 
gange; es blieben ihr nur die von der Maschinendruckerei nicht zu 
bewältigenden Aufträge, und diese, dem rein ländlichen Geschmacke 
entsprechenden Artikel, welche nur noch in einzelnen Gegenden Deutsch- 
lands Absatz finden, gehen sehr zurück, da die Landleute immer we- 
niger bedruckte Kattuntücher kaufen. Nur ordinäre und leichte Waare 
fand noch Absatz; aber die Preise waren so heruntergegangen, daß 
kaum noch die Herstellungskosten gedeckt wurden. Auch die Blau- 
druckerei, welche in den letzten Jahren noch einen ganz leidlichen Um- 
satz hatte, ist bedeutend zurückgegangen. Dagegen hat der Druck von 
Jutestoffen, Jute= und Mohair-Plüschen, Crépegeweben (aus Baum- 
wolle und Jute), buntgewebten baumwollenen Stoffen und wollenen 
Stoffen, als Tischdecken, Gardinen= und Möbelstoffen, bedeutend zu- 
genommen, was die gegenwärtige Geschmacksrichtung wesentlich unter- 
stützt. Die Arbeitslöhne bewegen sich meist in Accordsätzen; wegen 
der schwierigen Arbeit waren sie meist hohe, da es schwer hielt, gute 
Arbeiter zu jeder Zeit zu erhalten. 
Unter den Kattundruckereien nahm die Pflugbeil'sche lange Zeit 
die erste Stelle ein. Gegenwärtig bedruckt man Kattune und baum- 
wollene Gewebe, sowie alle Arten von wollenen und gemischten 
Stoffen von Decken, Tischdecken, Vorhängen, Portieren, Möbelstoffen u. s. w. 
Mohairplüsche, Juteplüsche, wollene und baumwollene Ripse, Creépe- 
gewebe (Baumwolle und Jute) u. s. w. Besonders schön werden 
Blaudrucke auf weißen oder leicht gefärbten Baumwollen= und Halb- 
wollenstoffen ausgeführt.
	        
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