Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Grabenmauer versehen. In ihrem vollen Bestande umgab diese 
mittelalterliche Befestigung die Stadt mit einer 8 bis 10 Ellen hohen 
Mauer, rings welcher ein bedeckter Gang mit Schießscharten führte. 
Vor derselben reichte eine niedere Befestigung, der Zwinger, mit 
breitem Wassergraben, um die Stadt. An den vier Hauptthoren 
führten breite hölzerne Brücken, an den beiden Pforten schmale Stege 
über den Graben. 
Vom Tränkthore, im Osten der Stadt, vor der Muldenbrücke, 
bis an die Fleischerpforte, welche durch einen Thurm führte, waren 
zwei große Rondele der inneren Mauer; dann kam der Oberthurm, 
nach diesem der Rösselthurm, von dem aus man den hohlen Weg an 
der Lichtensteiner Straße mit Donnerbüchsen und Geschütz bestreichen 
konnte; darauf das Oberthor mit einer guten Wehr, d. h. einem 
größeren, die Vertheidigungsfähigkeit stärkenden Vorwerke. Vom Ober- 
thor zum Frauenthor stand der Bärenhäuterthurm und der Grün- 
hainer Thurm; letzterer auf dem Hofe des Grünhainer Klosters. Den 
Westausgang der Stadt bildete das Frauenthor mit dem stärksten 
Thurme und der stärksten Wehr. An dieses stieß das von Martin 
Römer erbaute Kornhaus. Dann folgte der Weiße Thurm, das 
iederthor mit seinem niedrigen Thurme, das 1481 ebenfalls von 
Martin Römer sehr stark gebaute Zeughaus; sodann das Schloß, 
1533 hieß es noch Schloß Zwickaw; der Name Osterstein ist neueren 
Ursprunges. Seit 1775 wurde dasselbe als Zucht= und Arbeitshaus 
verwendet; jetzt ist es Landesgefängniß. Neben der Schloßpforte stand 
der niedrige, starke Kesselthurm und halben Wegs zum Tränkthor der 
Pulverthurm. Der vorliegende Zwinger hatte 24 Rondele. 
Diese starke mittelalterliche Städtebefestigung hatte manchem An- 
griffe schon widerstanden; als aber 1630 Herzog Bernhard von Wei- 
mar seinen Angriff auf die Südostseite verlegte, warf er einen großen 
Theil der Stadtmauer durch sein schweres Geschütz nieder. 
Das war das letzte Mal, wo sie einem Angriffe zu widerstehen 
hatte; als befestigte Stadt hatte Zwickau keine Bedeutung mehr, und 
Ende des 18. Jahrhunderts fing man an, die Stadtmauer nieder- 
zulegen: 1798 bis 1812 die innere Stadtmauer, von welcher nur 
einzelne Strecken stehen blieben; 1799 bis 1803 die Zwingermauer, 
1802 den Bärenhäuter und Grünhainer Thurm, 1806 den Rössel- 
thurm, 1818 den Weißen Thurm, 1824 und 1825 das Ober= und 
das Niederthor; endlich begann man 1836 den Stadtgraben auszu- 
füllen und in Gärten umzuwandeln. 
Im Jahre 1836 standen nur noch einzelne Theile der innern 
Mauer, Pulverthurm, Fleischerthurm, Frauenthor vollständig, vom 
35“
	        
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