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ergänzen, Fehlendes in angemessener Weise anzufügen, Räume zugäng-
lich und nutzbar zu machen, verwitterte und zerbröckelte Steine heraus-
zunehmen und in Maaß und Zeichnung passend neu einzufügen u. s. w.
Die Herstellung des Thurmes, des Westeinganges und des Aeußeren
der Kirche ist bis zur Nordseite vorgeschritten. Der veräucherte Sand-
stein ist abgeschliffen, die kleinen Zerstörungen am Laub= und Zier-
werke sind ergänzt und über dem südlichen Hauptportale, vor der
sogenannten Brautkapelle, die fünf klugen und fünf thörichten Jung-
frauen aus französischem Kalkstein (von Misch in Düsseldorf) auf-
gestellt. Im Giebelfeld stehen die von Rassau in Dresden ausge-
führten drei großen Statuen Christus, Moses und Johannes der
Täufer. Die Außenseite der Kirche wird im Ganzen mit 52 Statuen
geschmückt. Auf die Südseite kommen die zwölf Apostel, auf die Ost-
seite die vier großen Propheten und einige alttestamentarische Gestalten,
auf die Nordseite die Helden und Männer der Reformation: Luther,
Melanchthon, Bugenhagen, Kurfürst Friedrich der Weise, Franz von
Sickingen, der Zwickauer Bürgermeister Mühlpfort, der erste evan-
gelische Stadtpfarrer Nicolaus Hausmann, der Drucker der heiligen
Schrift Hans Lufft, der Liederdichter Paul Speratus, der Choral=
componist Walther, Ulrich v. Hutten, Hans Sachs, Lukas Cranach,
Albrecht Dürer. Ferner die Theologen Martin Chemnitzer und Martin
Butzer, der Jurist Hieronymus Schurf und der kurfürstliche Kanzler
Dr. Brück. Sodann die Kurfürsten Johann der Beständige und
Johann Friedrich der Großmüthige, Kurfürstin Anna, Margarethe
Blaurer (als erste Diaconissin), Rector Plateanus, Käthe Luther,
Hans Luther, Barbara Uttmann. Am Westgiebel Erzengel Michael.
Die Ausstattung der Kirche mit gemalten Glasfenstern ist im
Werke. Für das Fenster hinter dem Altare wird das „Himmlische
Jerusalem“ nach Zeichnungen des Historienmalers A. Dietrich gemalt.
Sobald als die Herstellung des Aeußeren beendet ist, wird das
Innere derselben erneut. So weit die Gerüste weggenommen sind,
erkennt man jetzt schon die wunderbare Schönheit der Kirche. Der
Werkmeister, Baurath Dr. O. Mothes, wird diesen mittelalterlichen
Prachtbau zur vollen Geltung bringen.
Die Anfang des 13. Jahrhunderts gegründete Katharinenkirche
ist ebenfalls wiederholt durch Brand, am meisten aber durch die Be-
schießung im dreißigjährigen Kriege beschädigt worden; man hat ie jedoch
stets in der ursprünglichen Bauweise wieder hergestellt und so macht
sie, trotz ihres dürftigen gothischen Styles, einen trefflichen Eindruck.
Von den früheren zehn Altären ist nur noch einer vorhanden. Der-
selbe giebt in seinen zwei Flügeln das eine Mal: Kaiser Heinrich II.
Christus am Oelberge, den Gekreuzigten mit Maria und Johannes,