Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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auswendig die Sündfluth, der Untergang von Sodom und Gomorra, 
Lot und seine Töchter. 
Kaum war der Hauptaltar aufgestellt, so wurden 1541 die 
Nebenaltäre und das Sakramentshäuschen durch die Bilderstürmer ab- 
gebrochen. 1633 bei der Plünderung Schneebergs durch die Kaiser- 
lichen wurde der Hauptaltar nach Kloster Strahow in Prag entführt 
und erst 1649 nach dem Friedensschlusse wieder zurückgebracht. 1705 
wurde der Altar umgebaut, im Geschmack jener geschmacklosen Zeit 
mit dorischen und korinthischen Säulen verziert, das Mittelbild auf 
demselben aufgestellt und die Flügelbilder bei Seite gesetzt. Es ist 
wohl kein Zweifel, daß das schöne und edle Kunstwerk in sachverstän- 
diger Weise vollständig und angemessen wieder aufgestellt werden wird. 
Bemerkenswerth ist die von einem Erzengel mit ausgespannten 
Flügeln getragene Kanzel. 
Von der früheren Ausschmückung der Kirche mit Freskobildern 
sind noch einzelne Spuren zu erkennen; einige Chorstuhlreste erinnern 
an die frühere Ausstattung der Kirche. Um den Altar herum be- 
finden sich Familienbegräbnisse mit Schildereien, Bildern und In- 
schriften hinter eisernen Gittern. 
Weiter ab vom Centrum der Stadt wird die Bauart geringer. 
Außerhalb der ehemaligen Umfassungslinie sind die Häuser am Berg- 
abhange verstreut, wie es die Bedürfnisse oder die Lage der Gruben 
mit sich brachten. 
Im ehemaligen Bergmagazin befindet sich gegenwärtig die große 
weit bekannte Puppenfabrik. 
In einem Seitenthälchen des Schlemmbaches zieht sich südlich 
von Schneeberg „das Neustädtel“, ursprünglich eine Bergmanns- 
niederlassung, höhenaufwärts gegen Wilde Schwein= und gegen Priester- 
Fundgrube. Der obere Theil des Städtchens, die Scheibe, soll zuerst 
angebaut gewesen sein und mag wohl über hundert Jahre vor dem 
Fündigwerden der reichen Silberanbrüche auf dem Schneeberge be- 
standen haben. 
Die aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts stammende, 1875 
erneuerte, früher gewölbte, jetzt mit einer Holzdecke versehene Kirche 
besitzt in dem Anfang des 18. Jahrhunderts angefertigten Altar ein 
wahrhaft künstlerisches kirchliches Kunstwerk.
	        
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