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beschäftigt. Man fertigt Emballagekörbe für Strohhüte, Mützen, für
Weintrauben- und Spargelversand, für Blumen und Kränze, für
Putzmacherartikel, wie überhaupt für den Postversand. In der neuesten
Zeit sind die feineren Körbe für Haus und Wirthschaft, Wäsche 2c.
weniger gesucht gewesen als die geringeren für Post= und Eisenbahn-
versand. In Lauter und Aue, sowie an einzelnen Orten der Um-
gebung, ist in einigen kleineren Etablissements Malerei auf schlesische
Porzellane im Gange, besonders auf begehrte Gebrauchs= und Mittel-
waare. 6
Von Lauter führt die Straße in einer Stunde nach Schwarzen-
berg. Vom Jeremisberge zwischen Lauter und Neu Welt hat man
eine sehr gute Ansicht des Thales gebirgsaufwärts.
In dem scharf eingeschnittenen Thale des Schwarzwassers liegt
kurz vor Vereinigung desselben mit der großen Mittweida, auf einem
schroff nach Osten gerichteten Bergvorsprunge, Schloß und Stadt
Schwarzenberg in einer breiten Schleife des Schwarzwassers.
Ueber der Felsenklippe, welche in der neuesten Zeit ein Tunnel der
Eisenbahn nach Johanngeorgenstadt durchbohrt, liegt das alte, vielfach
umgewandelte, aber an interessanten Bauwerken arme Schloß. Es
soll schon im 10. Jahrhundert gestanden haben, wie ganz erklärlich
lange vor der Stadt, die Straße nach Böhmen beherrschend, welche
„über die Platte“" ging. Die Grafschaft Schwarzenberg soll schon
950 bestanden haben; nur wenig später die Grasschaft Hartenstein,
welche in einem schmalen etwa 55 km langen Streifen bis auf den
Gebirgskamm an den Kupferhübel reichte. Diese gehörte den Burg-
grafen von Meißen, später den Schönburgen; Schwarzenberg im
11. Jahrhundert angeblich einem Grafen Ziska. Erst Ende des 14.
Jahrhunderts kam die Herrschaft Schwarzenberg an die Burggrafen
von Leisnig; 1481 an die Tettaus. Das Schloß, dessen alter Thurm
wohl aus dem 12. Jahrhundert stammt, ist 1433 durch die Hussiten
zerstört und erst 1555 umgebaut und das obere Stockwerk in Stein
aufgeführt worden. Nach dem Brande 1709 wurde es wieder her-
gestellt, der Thurm niedriger, die Brücke von Stein. Trotzdem machen
die hohen Schloßgebäude auf der das Thal überragenden Felsenklippe
einen landschaftlichen Eindruck, der nur durch die 1690 erbaute Kirche
massig und schwerfällig wird. Die Befestigungen der an das Schloß
westlich angelehnten, ovalen Stadt sind nicht mehr zu erkennen. Von
der durch die Hussiten zerstörten über drei Ellen starken Stadtmauer
ist kein sicher nachzuweisendes Ueberbleibsel da, und von den späteren
Befestigungen läßt sich kaum noch der Umriß erkennen.
In Schwarzenberg besteht seit 1884 eine Erzgebirgische Frauen-
schule, in welcher alle für den Haushalt nothwendigen Arbeiten —