Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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großen Wollsäcken ähnlich aufgethürmte Granitpartie, deren grob— 
körnige Säulen und Blöcke durch senkrechte Klüfte getheilt und durch 
waagerechte Querschnitte noch weiter zerlegt werden. 
Alle diese Thalstrecken sind von bedeutender landschaftlicher Schön- 
heit und reich an wechselnder Gestaltung. 
Von Breitenbrunn nach dem Felshause 5 km, nach Wittigsthal 
7 km, durch das Steinbachthal bis zum Teufelstein und von da nach 
Johanngeorgenstadt 9 km. 
Johanngeorgenstadt, die jüngste Stadt des oberen Erz- 
gebirges, ist seit dem letzten Brande freundlich aus den Trümmern 
erstanden. Man wird unwillkürlich zum Vergleich mit dem aufgefor- 
dert, was Lehmann (1656) sagt: „Wer vor 40 Jahren den wilden 
Wald gesehen, da itzo die ziemlich volkreiche Bergstadt Johanngeorgen- 
stadt angebaut ist, der mag sich wohl wundern, daß die Stadt inner- 
halb 10 Jahren mit Mauern und Gräben versehen, mit stattlichen 
Häusern erbaut und von einer so volkreichen Gemeinde bewohnt sei“. 
Vorher waren auf dem rauhen Berge nur einzelne Häuser, Wildzäune 
und Wälder. 
„Anno 1654 den 1. Mai, des Schnees wegen nicht eher, Zu- 
weisung der Baustätten, wobei der Schulmeister zu Schwarzenberg 
Zacharias Georgi die Stadt und eines Jeden Stelle abziehen mußte. 
Die erste Thürschwelle wurde den 10. Mai gelegt .. Die erbauten 
Häuser sind damals schlecht conditionnirt gewesen . es hatten einige 
bis in acht Jahren lang keine Fenster““). 1657 wurde die Kirche 
eingeweiht. 1664 begann der Bau des Rathhauses. Dasselbe hatte 
auf der Mitte des Daches ein Thürmchen und an der vorderen Kante 
desselben zwei kleine Erker. Das Haus war Holzbau mit Balken- 
verschränkung, das Dach mit Schindeln gedeckt. So waren fast alle 
Häuser hergestellt. 1666 erhielt das Rathhaus eine Uhr (für 130 
Thaler). „Sonsten ist auch dieses Uhrwerk dergestalt gefertigt, daß 
außen bei den Zeigern oben zwei Böcke stehen, darunter aber ein 
Bergmann. Beim Schlagen der Viertel stoßen die Böcke aneinander, 
bei dem Stundenschlage nimmt der Bergmann den Schachthut ab, 
zählt mit dem Munde und giebt die Zahl der Schläge mit der in 
seinen Händen befindlichen Wünschelruthe an.“ 
Die ersten Ansiedler hatten sich schon 1652 am Fastenberge 
niedergelassen; 1653 folgte die große Masse der aus Platten, Gottes- 
gab u. s. w. vertriebenen Bergleute, welche trotz der 1646 vertrags- 
mäßig zugesagten völligen Religionsfreiheit allen Kränkungen und 
*) Engelhardt, Beschreibung der Exulanten= und Bergstadt Johann- 
georgenstkadt, 1723.
	        
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