Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 633 — 
jedes hat seinen bestimmten Arbeitsantheil, und bestände er zuletzt blos 
darin, das Gefertigte fortzutragen, um es in die nächste Hand, in 
das folgende Arbeitsstadium zu bringen, und neues Material herbei- 
zuschaffen. Mit einer nahezu rührenden Gesprächigkeit und Aufrichtig- 
keit hört man über alle einschlagenden Verhältnisse und manchmal 
auch etwas darüber hinaus. Die große Stube im Erdgeschoß ist die 
Werkstatt; die Mehrzahl der Häuser zwar im Grundriß das gekoppelte 
Blockhaus, aber doch häufig mit einem Oberstock, oder doch wenigstens 
mit Giebelkammern versehen, um die Zahl der Bewohner und ihrer 
Arbeitsplätze zu fassen. An einzelnen Häusern ist ein Querflügel 
angesetzt. Bei aller Aehnlichkeit jedoch, welche diese Bauwerke in ihren 
Grundzügen wie in ihren Einzelheiten besitzen, machen sie einen be- 
deutend mehr malerischen Eindruck als die im Thale dicht zusammen- 
gedrängten Neubauten, denen bei aller Zweckmäßigkeit, Wetterbestän- 
digkeit und Feuersicherheit das Gepräge des Unschönen anhaftet. Trotz 
der vor vielen Häusern befindlichen, sorgfältig gepflegten Vorgärten 
behaupten die älteren Wohnstätten den Vorrang in Bezug auf land- 
schaftlichen und wohnlichen Reiz. 
Von Klingenthal nach Markneukirchen im Vogtlande führt ein 
Weg in 2⅛ bis 3 Stunden durch den Wald. 
Marknenkirchen soll Anfang des 14. Jahrhunderts gegründet 
worden sein und 1360 aus 17 Häusern bestanden haben. 1627 er- 
hielt es Stadtgerechtigkeit. Hauptsächlich durch Einwanderung aus 
Böhmen verstärkte sich ihre Bewohnerschaft, aber die schnell ange- 
wachsene Stadt wurde 1546, sowie 1633 und 1634, endlich 1840 
beinahe vollständig eingeäschert. Eine freundliche und lebhafte Stadt 
ist seitdem entstanden. Zugleich mit den böhmischen Exulanten ist die 
Fabrikation von Musikinstrumenten hier eingezogen. 
Ein und eine halbe Stunde östlich von Markneukirchen, drei 
Stunden Wegs südlich von Klingenthal, und fast eben so weit von 
Graßlitz, über Schönau und Kirchberg, liegt auf der Wasserscheide 
zwischen Zwota und Elster der Hohe Stein, 776 m, eine Felsenwand 
von mit zahlreichen Quarzadern durchsetztem Thonschiefer, welche steil 
auf dem flach geneigten Höhenzuge aufgerichtet ist und aus welcher 
zahlreiche Klippen bis zu 26 m über den Bergrücken emporragen. 
Von der höchsten, mit Geländer gesicherten, zugänglichen Felsenklippe 
hat man einen sehr guten Ausblick nach Südwest. Ueber dem Kapellen- 
berge und Hainberge ragen Kösseine, Schneeberg, Großer Kornberg 
und hinter diesem der Waldstein am Horizonte; die übrige Aussicht 
ist unbedeutend. 
Weit besuchenswerther ist der nur wenig über eine Stunde von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.