Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Pistons, Posaunen, Tenorhörner, Tubas, Baßtubas, Helikons u. s. w. 
nach preußischem, österreichischem, französischem und amerikanischem 
System, aber auch Kindertrompeten und Kinderposaunen angefertigt. 
Der größte Theil der Production gehört noch der Hausindustrie an; 
die in geschlossenen Etablissements gefertigten Instrumente überragen 
die anderen aber in allen Beziehungen. Die kleinen Meister machen 
noch große Mengen von Instrumenten und Instrumententheilen, jedoch 
vorwiegend die geringwerthigen. Die zwei anfangs der sechziger 
Jahre in Markneukirchen gegründeten Fabriken haben Dampf- und 
Wasserkraft, Blechbearbeitungsmaschinen, Röhrenziehmaschine, Gießerei, 
Schmelzerei u. s. w. und vereinigen unter einem Dache alle einzelnen 
Arbeitsstadien. Obgleich die Maschine die einzelne Arbeit schneller, 
gleichmäßiger und sicherer liefert, fällt doch der Handarbeit ein 
großer Theil der Arbeiten zu. Aus den Blechen (Messing, Neusilber 
oder Argentan) wird nach Schablonen das Instrument zugeschnitten, 
das Blech über eine Holzform gebogen und mit seinen Kanten durch 
Umbiegen der Zargen und Löthen vereinigt. Hierauf erhält die kegel- 
oder trombenförmige Röhre über einen eisernen Dorn die runde 
Gestalt und wird nun mit Blei ausgegossen, um in die entsprechende 
Biegung gebracht zu werden. Dann wird das Blei ausgeschmolzen, 
das Instrument gerichtet, äußerlich abgedreht und abgeschliffen, ge- 
reinigt und polirt, so daß jedes einzelne Stück wiederholt durch das 
Feuer und durch die Menschenhand gehen muß. Die in Markneu- 
kirchen gefertigten Instrumente zeichnen sich durch Reinheit der 
Stimmung, Güte des Materiales, solide und saubere Arbeit aus. 
Man beklagt, daß viele deutsche Militärcapellen ihren Bedarf 
aus Böhmen decken (Königgrätz) und den Druck der böhmischen und 
französischen Concurrenz. Dessen ungeachtet bleibt man dem Grund- 
satze treu, nur gute Waare zu fertigen. 
Die Fabrikation von Schlag-Instrumenten hat einen 
geringeren Umfang. Becken (Cinellen), Triangel, Lyras (Glocken- 
spiele), Schellenbäume (Halbmonde), Castagnetten, Tambourins, 
Trommeln. Tambourins jährlich gegen 1000, das Stück 2 bis 9 
M., Trommeln etwa 550 — 600, das Stück zu 6— 180 M., 
aber auch Kindertrommeln. In Graßlitz fertigt man jährlich 300 
bis 400 Schlaginstrumente. 
Klingenthal, Brunndöbra, Unter= und Obersachsenberg, Stein- 
döbra, Zwota u. s. w. sind der Sitz der Harmonika- Fabri- 
kation. Die Mundharmonika besteht aus einer durch- 
brochenen Metallplatte, auf welcher die gestimmten Metallzungen 
neben einander befestigt sind, so daß man durch Blasen oder Ziehen 
die Töne hervorruft. Damian in Wien gab dem viereckigen Har-
	        
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