Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

Die Viehhaltung der kleineren Gärtnerwirthschaften ist der größeren 
sehr ähnlich, wo nicht gleich. 
Die Großhäusler besitzen fast durchgängig 1 oder 2 Schweine; 
fast überall 1 Kuh, mitunter auch 2. Ziegen findet man 1, 2 und 
3, aber auch gar keine. 
Die Kleinhäusler halten, wo es irgend angeht, 1 oder 
2 Schweine; im Flöhaer Bezirke sehr häufig, im Chemnitzer wenig- 
stens ausnahmsweise 1 Kuh. Ziegen halten die Kleinhäusler fast 
durchgängig. 
Für die Beurtheilung des Betriebes der Landwirthschaft und 
ihres allgemeinen Standpunktes erscheint die Wirthschaft auf dem 
Großbauernhofe als die maßgebende, da bei ihr das ent- 
sprechendste Verhältniß zwischen der Größe der Arealfläche und dem 
Bestande an Feld und Wiese, an Spann-, Melk= und Jungvieh, an 
Mast= und Kleinvieh, an Ackerwerkzeugen und Maschinen, am Umfange 
von Flachs-, Garten-, Gemüse= und Obstbau, an Geflügel= und 
Bienenzucht rc. besteht, und die Bewirthschaftung selbst unter der 
durchdachtesten und vollständigsten Ausnutzung aller verfügbaren Kräfte 
erfolgt. Auf dem Großbauernhofe trifft man fast ausnahmelos das 
angemessenste Verhältniß aller einzelnen Theile, so daß nirgend eine 
Kraft unvollständig ausgenutzt in dem Wirthschaftsbetriebe mit fort- 
geführt wird, aber auch nirgend eine Arbeit wegen unzureichender 
Arbeitskräfte ungenügend zur Ausführung kommt. Und zwar wird man 
daher die Wirthschaft auf dem mittlen Großbauerngute als 
den Maaßstab erkennen müssen, nach welchem die Beurtheilung der 
wirthschaftlichen Verhältnisse unternommen werden kann, da derselbe 
die Verhältnisse bietet, wie sie bei dem größten Theile der Großbauern 
wirklich sind, und wie sie sich in entsprechendem Umfange und Gange 
bei allen übrigen Stufen gestalten, welche eine selbständige und or- 
ganisch gegliederte Bewirthschaftung gestatten. 
Ueber die Viehhaltung ist zu bemerken: Das Spannvieh 
besteht aus Pferden und Ochsen. In früheren Zeiten war die 
Verwendung des Pferdes eine weniger allgemeine. Im Flach= und 
Niederlande gebrauchte man Pferde, im Gebirge vorwiegend Ochsen. 
In der Feldarbeit kann der Ochse länger arbeiten, pflügt genauer 
und regelmäßiger und läßt nicht so leicht im Zuge nach. Bei gutem 
Futter und sorgfältiger Abwartung stehen bei gleichgemessener Tages- 
arbeit 6 Ochsen 4 Pferden gleich. Der Ochse liefert einen werth- 
volleren Mist und kann zuletzt noch zur Mast aufgestellt werden. 
Das landwirthschaftliche Arbeitspferd entspricht noch nicht 
vollständig den Anforderungen, welche man an Gestalt, Leistungs- 
fähigkeit und Ausdauer zu machen berechtigt ist.
	        
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