Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Mulde und Flöha gab jedoch der Anbruch der Freiberger Erzgänge 
und die 1189 stattfindende Gründung der freien Bergstadt Freiberg. 
Während bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts nur einzelne 
Ansiedelungen und Ansiedelungsgruppen in das Erzgebirge eingedrungen 
waren, wurde dasselbe in den nächsten Jahrhunderten des Bergbaues 
wie der Landwirthschaft wegen dichter besiedelt, so daß man Mitte 
oder Ende des 14. Jahrhunderts die Bevölkerung desselben schon bis 
gegen die höheren Gebirgslagen vorgedrungen sieht, wenn sie auch 
im Ganzen nur eine sehr dünn gesäete war. 
Jetzt wurde auch das Gebirge immer mehr mit dem Namen 
„Erzgebirge“ bezeichnet, hauptsächlich wegen der reichen Silber- 
anbrüche, deren Ruf vielfach vergrößert in die Ferne ging und zahl- 
losen Zuzug herbeirief, ganz wie es sich zu Ende des 15. und An- 
fang des 16. Jahrhunderts wiederholte, als auch das „obere 
Erzgebirge" die unermeßlich erscheinenden Quellen seiner Schätze 
Neröffnete. 
Die Namensgebung der Orte ist im Allgemeinen eine sehr 
einfache. Nur in wenigen Fällen weist sie auf Besonderes zurück.) 
In der Hauptsache knüpft sich eine jede Ortsbenennung 
an die natürliche Beschaffenheit des Ortes und bildet gewissermaßen 
eine gedrängte Ortsbeschreibung, an welche sich meist der Besitztitel 
anschließt. Dieser Besitztitel kann aber auch zur Bezeichnung der 
ersten Ansiedlergruppe werden. 
Die Formen sind einförmig und gestatten im Allgemeinen nicht, 
aus dem Vorwalten der einen oder der anderen Schlußfolgerungen 
auf die Zeit der Ansiedelung oder die Nationalität der Ansiedler zu 
ziehen, höchstens in vereinzelten Ausnahmen. Bei dem Vorwiegen 
der aus den verschiedensten Volksstämmen zusammengesetzten Misch- 
bevölkerung, wie sie sowohl in Folge der Unterwerfungszüge der 
Markgrafen und der mit diesen in Verbindung stehenden Belehnung 
verdienter Kriegs= und Kampfgenossen mit ausgedehntem Landbesitz 
in dem unangerissenen Waldgebiete stattfand, als auch bei dem außer- 
ordentlichen und vielfach gemischten Einwanderungsstrome nach Anbruch 
des großen und durch das Gerücht unzweifelhaft bedeutend über- 
triebenen Erzreichthums, kann dies kaum überraschen. 
Längs der ganzen Nordgrenze des früheren Waldgebietes wiegen 
die Ortsnamen auf „Dorf"“ vor. Sie bestätigen, daß die Ansiedel- 
ung, wie auch das Beispiel der Niederlassung auf dem Gebiete des 
Klosters Altenzella beweist, in geschlossenen Dorfgemeinden erfolgte. 
*) Vergl. auch Dr. E. Göpfert, Ueber erzgebirgische Lokal= und Orts- 
namen. Glückauf 1888. S. 2.
	        
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