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Geyer, Kratze, Hammer, Hütten, Hutha und ihre verschiedenen Zu—
sammensetzungen, sowie Pfannenstiel, Schmalzgrube, Schmelzhütten,
Schmiedeberg, Seifen, Zinnberg, Zinnwald und Zug zu nennen.
Man kann sich eine Vorstellung von dem Menschenstrome machen,
welche sich auf die Nachricht, daß das bis dahin unbekannte und un-
beachtete Gebirge von den fabelhaftesten Reichthümern strotze, über dasselbe
hin ergoß, wenn man sie den Ereignissen der jüngsten Zeit vergleicht,
wo die Goldfelder Amerikas, Australiens und Afrikas Hunderttausende
von Menschen in Bewegung gesetzt und nach den Goldminen-Gebieten ge-
zogen haben. Hier, wie vor Jahrhunderten, vergrößerte das Gerücht die
an sich allerdings schon ganz außerordentlichen Anbrüche edler Silbererze
in das Unglaublichste, und der Wahn, in kurzer Zeit unermeßliche Reich-
thümer, und einen dauernden Wohlstand zu erringen, rief Tausende
nach den Orten hin, wo sie glaubten dieses Ziel erreichen zu können.
Der Wald wurde gelichtet und gerodet, zahlreiche kleine und große
Niederlassungen gegründet, und die Masse von Menschen, welche sich
seßhaft gemacht hatte, griff allmälig nach anderen Erwerbszweigen, da.
die Hoffnungen auf den unerschöpflichen Segen des Bergbaues sich
zum großen Theile überspannt, wo nicht trügerisch ausgewiesen hatten.
Obgleich bei der Mehrzahl aller Orte auf dem Erzgebirgsabhange
kein bestimmtes Gründungsjahr sich nachweisen läßt und es sehr wahr-
scheinlich ist, daß der Jäger und der Kohlenbrenner lange Zeit schon
in einem gewissen Distrikte seßhaft war, ehe die Besiedelung größeren
Umfang gewann und der Ackerbauer sich im geschlossenen Dorfe nieder-
ließ, oder der Viehzüchter größere Landstrecken in Besitz nahm, oder
Berg= und Hüttenleute mit ihren zahlreichen kleinen Häusern eine
Gemeinde bildeten, so läßt sich doch bei der Mehrzahl der Orte die
Zugehörigkeit zu dem ersten oder zu dem zweiten Einwandererstrome
mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nachweisen. Es ist auch nicht zu be-
zweifeln, daß gewisse Namensformen einen gleichzeitigen Ursprung haben.
1536 wurde Obermulde (später Holzhau) gegründet; ungefähr um
dieselbe Zeit Neudorf bei Crottendorf, für Köhler, Flößer und Holz-
hauer; 1537 wurde das erste Haus von Schönheide erbaut.
Die zahlreichen Ansiedelungen im 17. Jahrhundert waren durch
die Bedrückungen der Protestanten in dem zum Katholizismus mit
Gewalt unterworfenen Böhmen hervorgerufen. Im Jahre 1653
wurde den protestantischen Bergleuten von Platten und Gottesgabe
(dem Vertrage von 1646 zuwider) die Alternative gestellt, „römisch-
katholisch zu werden, oder auszuwandern“. Dies führte zur Gründung
von Johanngeorgenstadt. Um dieselbe Zeit entstanden Rudolfsdorf
und Gotttreu an der Müglitz (1651), später Georgenfeld (1671),
noch später Neugeorgenfeld (1728), Nieder= Ober= und Kleinneu-