Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 77 — 
Geyer, Kratze, Hammer, Hütten, Hutha und ihre verschiedenen Zu— 
sammensetzungen, sowie Pfannenstiel, Schmalzgrube, Schmelzhütten, 
Schmiedeberg, Seifen, Zinnberg, Zinnwald und Zug zu nennen. 
Man kann sich eine Vorstellung von dem Menschenstrome machen, 
welche sich auf die Nachricht, daß das bis dahin unbekannte und un- 
beachtete Gebirge von den fabelhaftesten Reichthümern strotze, über dasselbe 
hin ergoß, wenn man sie den Ereignissen der jüngsten Zeit vergleicht, 
wo die Goldfelder Amerikas, Australiens und Afrikas Hunderttausende 
von Menschen in Bewegung gesetzt und nach den Goldminen-Gebieten ge- 
zogen haben. Hier, wie vor Jahrhunderten, vergrößerte das Gerücht die 
an sich allerdings schon ganz außerordentlichen Anbrüche edler Silbererze 
in das Unglaublichste, und der Wahn, in kurzer Zeit unermeßliche Reich- 
thümer, und einen dauernden Wohlstand zu erringen, rief Tausende 
nach den Orten hin, wo sie glaubten dieses Ziel erreichen zu können. 
Der Wald wurde gelichtet und gerodet, zahlreiche kleine und große 
Niederlassungen gegründet, und die Masse von Menschen, welche sich 
seßhaft gemacht hatte, griff allmälig nach anderen Erwerbszweigen, da. 
die Hoffnungen auf den unerschöpflichen Segen des Bergbaues sich 
zum großen Theile überspannt, wo nicht trügerisch ausgewiesen hatten. 
Obgleich bei der Mehrzahl aller Orte auf dem Erzgebirgsabhange 
kein bestimmtes Gründungsjahr sich nachweisen läßt und es sehr wahr- 
scheinlich ist, daß der Jäger und der Kohlenbrenner lange Zeit schon 
in einem gewissen Distrikte seßhaft war, ehe die Besiedelung größeren 
Umfang gewann und der Ackerbauer sich im geschlossenen Dorfe nieder- 
ließ, oder der Viehzüchter größere Landstrecken in Besitz nahm, oder 
Berg= und Hüttenleute mit ihren zahlreichen kleinen Häusern eine 
Gemeinde bildeten, so läßt sich doch bei der Mehrzahl der Orte die 
Zugehörigkeit zu dem ersten oder zu dem zweiten Einwandererstrome 
mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nachweisen. Es ist auch nicht zu be- 
zweifeln, daß gewisse Namensformen einen gleichzeitigen Ursprung haben. 
1536 wurde Obermulde (später Holzhau) gegründet; ungefähr um 
dieselbe Zeit Neudorf bei Crottendorf, für Köhler, Flößer und Holz- 
hauer; 1537 wurde das erste Haus von Schönheide erbaut. 
Die zahlreichen Ansiedelungen im 17. Jahrhundert waren durch 
die Bedrückungen der Protestanten in dem zum Katholizismus mit 
Gewalt unterworfenen Böhmen hervorgerufen. Im Jahre 1653 
wurde den protestantischen Bergleuten von Platten und Gottesgabe 
(dem Vertrage von 1646 zuwider) die Alternative gestellt, „römisch- 
katholisch zu werden, oder auszuwandern“. Dies führte zur Gründung 
von Johanngeorgenstadt. Um dieselbe Zeit entstanden Rudolfsdorf 
und Gotttreu an der Müglitz (1651), später Georgenfeld (1671), 
noch später Neugeorgenfeld (1728), Nieder= Ober= und Kleinneu-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.