Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Bundesbeschluß im Augustenburger Sinne. 103 
Sinne hatte der erbprinzliche Minister der auswärtigen An- 
gelegenheiten, Herr Samwer, ein ehrgeiziger Mann, in dessen 
Geist die Schlauheit bei Weitem größer als die Klugheit 
war, eine Depesche an seinen damaligen Agenten in Berlin, 
einen Herrn von Ahlefeldt, am 31. März durch den Prinzen 
vollziehen lassen, worin die größte Bereitwilligkeit zum Ein— 
gehen auf die Februar-Forderungen an die Spitze gestellt 
war, dann aber bei jedem einzelnen Punkte Vorbehalte von 
mehr oder weniger bestimmtem Umfange erschienen, und am 
Schlusse die Hoffnung ausgesprochen wurde, daß nach der 
Einsetzung des Herzogs eine Verhandlung mit ihm und 
seinem Landtage schnell zum gewünschten Ergebniß führen 
würde. Trotz aller schönen Worte am Anfang war hiemit 
die Ablehnung des preußischen Programms, Erfüllung der 
Februar-Bedingungen vor Einsetzung des Herzogs, entschieden. 
Zugleich leistete, um Schleswig-Holstein in dieser Haltung 
zu befestigen, Herr von Halbhuber das Mögliche. Seien Sie 
überzeugt, sagte er damals zu dem Grafen A. Baudissin, 
daß niemand als Herzog Friedrich die Herzogthümer regieren 
wird; Preußen ist der Olmützer Lection zu wohl eingedenk, 
als daß es Widerstand wagen würde. Und wenn es, fragte 
Baudissin, dennoch so unbesonnen wärco Dann schlagen wir 
es todt, rief Halbhuber; ganz Deutschland steht auf unserer 
Seite, und im Augenblicke unserer Kriegserklärung würde 
auch eine französische Armee den Rhein überschreiten. 
Mochte Halbhuber nun an die thätsächliche Richtigkeit 
dieser Außerungen glauben oder nicht, jedesfalls dienten sie 
mit großer Wirkung zur Ermuthigung der Augustenburger, 
und zur Einschüchterung der preußenfreundlichen Partei. 
Und rasch folgten sich weitere Proben von der Gesinnung
	        
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