1865 Verstärkte Agitation in Holstein. 145
Mensdorff erklären, Preußen werde gegen jeden dabei vorkom-
menden Unfug sofort militärisch einschreiten, sodann wics er Zed-
litz an, von nun an jeder Sitzung der Landesregierung persönlich
beizuwohnen, von jeder dort behandelten Sache Kenntniß zu
nehmen und jede ihm bedenklich erscheinende Verfügung der-
selben zu verbieten. Am 30. Juni schrieb darauf der König
eigenhändig an den Kaiser Franz Joseph, um unnmittelbar
von ihm selbst die Ausweisung des Erbprinzen zu begehren;
ich vermag, schloß er den Brief, die Beeinträchtigung meiner
Würde als Souverän und als Kriegsherr, die in der Stellung
liegt, welche der Prinz mir gegenüber einnimmt, auf die Dauer
nicht hinzunchmen, und appellire an Deine Freundschaft und
an Deine eigenen Gefühle mit der Bitte, dazu mitzuwirken,
daß die Remedur in einer unsern gegenseitigen Beziehungen
entsprechenden Weise, d. h. von uns gemeinschaftlich, erfolge.
Die Erwiderung des Kaisers auf dieses Freundeswort
wurde mit um so größerer Spannung erwartet, als König
Wilhelm darin der Entscheidung über die Möglichkeit des
Friedens oder die Unvermeidlichkeit des Bruchs entgegensah.
Seine Geduld ging auf die Neige und wurde nicht gestärkt
durch die Tag auf Tag einlaufenden Berichte aus den Herzog-
thümern. Zedlitz meldete, daß Halbhuber jede Maaßregel
gegen die Feier des 6. Juli weigere, dann, daß derselbe
gegen die Anwesenheit Zedlitz's in den Sitzungen der Landes-
regierung Protest erhebe. Richthofen erfuhr, daß die Altonaer
Stadtbehörde am 6. durch eine Deputation den Erbprinzen als
Landesherrn begrüßen und ihn ihrer Treue versichern wolle;
der Prinz seinerseits habe sich zwar die Massendemonstration
verbeten, werde aber Deputationen empfangen. Werther be-
richtete, daß Mensdorff über die angekündigte Massen-
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV. 10