Ergebnisse. 97
Ehre in Wien wieder auf das Tapet zu bringen. Gegen einen
solchen Verlauf der Dinge, wobei die Belagerung des Festungs-
vierecks, und Gott weiß, wie viele gefährliche Kämpfe erspart
blieben, hatte nun La Marmora nicht allzuviel einzuwenden,
und es ist kein Wunder, daß, als die Kunde von diesen
Umtrieben sich allmählich verbreitete, sein Verhalten in der
Schlacht und seine Unthätigkeit nach derselben in zahlreichen
Kreisen die Ansicht hervorrief, er habe mit bewußter Plan-
mäßigkeit sein Heer besiegen lassen, um in der erwähnten
Weise Venetien ohne schlimmeres Blutvergießen zu erlangen.
Leider läßt sich manche Thatsache in diesem Sinne deuten,
jedoch scheint es nicht erlaubt, gegen einen noch so schmählich
unterlegenen Feldherrn ohne zwingende Beweise den Vorwurf
bewußtes Verraths zu erheben. Bernhardi, welcher ein
scharfer Beobachter war, und wahrhaftig nicht zu den Ver-
ehrern La Marmora's gehörte, hat damals und später seine
Überzeugung auf das Bestimmteste erklärt, daß La Marmora
nicht durch bösen Willen, sondern durch bodenlose Unfähigkeit
den Verlust der Schlacht herbeigeführt habe. So viel wußte
der italienische General von den Bestrebungen seines hohen
Pariser Beschützers, daß er ohne den Ehrgeiz des Feldherrn
und ohne die Kampflust des Soldaten in den Krieg zog,
vor der Schlacht mit der sichern Hoffnung, nicht schlagen zu
müssen, und nach dem Rückzug mit dem bohrenden Gefühle
der eigenen Unzulänglichkeit. Ohne selbst ein Verräther zu
sein, ließ er sich dann durch einen großen Versucher halb
willenlos in ein Fahrwasser treiben, wo ihm auf unver-
mutheten Klippen zu scheitern bestimmt war.
Ziehen wir die Summe der bisher erzählten Kriegs-
ereignisse, wie sie sich auf den Nebentheatern des großen
v. Sybel, Betründung d. deutschen Neiches. V.