102 Prinz Friedrich Carl in Böhmen.
lichen Entfernungen aber war es sowohl für den Kronprinzen
wie für Friedrich Carl möglich, noch vor Ablauf jener Frist
ihre Truppen nicht weit von der Elbe zu vereinigen, und
dann mit ihrer Gesammtkraft entscheidende Schläge zu führen.
Den Schauplatz der hier bevorstehenden großen Ereignisse
werden folgende Bemerkungen im Allgemeinen veranschaulichen.
Die nordöstliche Grenze Böhmens gegen Schlesien wird durch
das weitausgedehnte Sudetengebirge gebildet, welches meist
gegen Schlesien hin steil abfallend, nur wenige enge Pässe
dem Ansteig einer Armee eröffnet, auf der böhmischen Seite
aber sanfter sich senkend, auf seinen Abhängen und Terrassen,
zwischen Schluchten und Wasserrissen mehrfachen Straßen-
zügen und Verbindungswegen Raum gibt. Dort liegen, in
dem stattlichsten Abschnitt der Sudeten, am Südabhange des
Riesengebirges, nahe beisammen die Quellen zweier Flüsse,
der Iser und der Elbe, welche zunächst beide in das böhmische
Tiefland hinabströmen, bald aber sich von einander entfernen,
die Iser südwestlich, die Elbe südöstlich gewandt, bis die
letztere sich, bei Pardubitz, in rechtem Winkel schärf gegen
Westen richtet, um dann zehn Meilen weiter, nochmals mit
starker Biegung, in nordwestlicher Wendung, nachdem sie
nicht weit von Brandeis die Iser ausgenommen, der Nord-
see zuzueilen. Wie man hienach leicht erkennt, schließen die
Sudeten, Iser und Elbe ein unregelmäßiges Viereck ein, und
der so bezeichnete Boden war es, auf welchem sich damals
die Geschicke Deutschlands erfüllen sollten. Denn von großer
Bedeutung zeigen sich bei der damaligen Stellung der Armeen
die beiden Flußlinien.
Wenn Prinz Friedrich Carl von der Lausitz her, am
Südfuße des Riesengebirges entlang, zur Vereinigung mit