Feldzeugmeister Benedek. 5
treu geblieben sei. Aber zum leitenden Feldherrn fehlte ihm
Eines, die Schpnelligkeit des Entschlusses. Die Kriegskunst,
hatte der erste Napoleon gesagt, ist eine Sache des Tactes.
Eine Sache also der intuitiven Kraft, in jedem Augenblick die
Dinge und die Menschen zu sehen, wie sie sind, und danach
mit plötzlichem Entschlusse zu handeln. Benedek war ein
fester, aber ein langsamer Geist. Sollte er nicht ausführen,
was ein Anderer befohlen, sollte er selbst die höchste Ent-
scheidung geben, so mußte er sich Schritt auf Schritt zur
llaren Anschauung durcharbeiten; er zweifelte, befahl, ver-
besserte oder widerrief den Befehl. Von dieser Schranke
seiner Fähigkeit hatte er selbst ein klares Bewußtsein. Er
kam eines Tags zu Mensdorff, und berichtete ihm, er sei so
eben beim Kaiser gewesen, um den Herrn zu bitten, ihm das
Obercommando abzunehmen. An der Spitze einer Division
werde er leisten, was menschenmöglich sei, aber eine große
Armee in einem ihm unbekannten Lande zu führen, gehe über
seine Kräfte. Der Kaiser habe ihm widersprochen, und endlich
erklärt, Benedek müsse es thun, Er (der Kaiser) habe keinen
Andern. Nichts habe ihn tiefer getroffen, sagte der General
dem Minister, als dieses Wort des Kaisers, daß Osterreich
überall keinen bessern Feldherrn als ihn besitze ); gewiß werde
er gehorchen, bitte aber den Minister, wenn irgend möglich,
den Kaiser zu einer andern Ansicht zu bringen.
Als im Anfang April Osterreich die ersten Schritte zu
seinen Rüstungen that, Graf Mensdorff aber fort und fort
) Gramont p. 262. Der Gewährsmann ist freilich äußerst unzu-
verlässig, wo es sich um preußische Dinge handelt. Indessen paßt diese
Mittheilung zu Allem, was sonst über Benedek bekannt geworden ist
und macht dem unglücklichen General die höchste Ehre.