Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Feldzeugmeister Benedek. 5 
treu geblieben sei. Aber zum leitenden Feldherrn fehlte ihm 
Eines, die Schpnelligkeit des Entschlusses. Die Kriegskunst, 
hatte der erste Napoleon gesagt, ist eine Sache des Tactes. 
Eine Sache also der intuitiven Kraft, in jedem Augenblick die 
Dinge und die Menschen zu sehen, wie sie sind, und danach 
mit plötzlichem Entschlusse zu handeln. Benedek war ein 
fester, aber ein langsamer Geist. Sollte er nicht ausführen, 
was ein Anderer befohlen, sollte er selbst die höchste Ent- 
scheidung geben, so mußte er sich Schritt auf Schritt zur 
llaren Anschauung durcharbeiten; er zweifelte, befahl, ver- 
besserte oder widerrief den Befehl. Von dieser Schranke 
seiner Fähigkeit hatte er selbst ein klares Bewußtsein. Er 
kam eines Tags zu Mensdorff, und berichtete ihm, er sei so 
eben beim Kaiser gewesen, um den Herrn zu bitten, ihm das 
Obercommando abzunehmen. An der Spitze einer Division 
werde er leisten, was menschenmöglich sei, aber eine große 
Armee in einem ihm unbekannten Lande zu führen, gehe über 
seine Kräfte. Der Kaiser habe ihm widersprochen, und endlich 
erklärt, Benedek müsse es thun, Er (der Kaiser) habe keinen 
Andern. Nichts habe ihn tiefer getroffen, sagte der General 
dem Minister, als dieses Wort des Kaisers, daß Osterreich 
überall keinen bessern Feldherrn als ihn besitze ); gewiß werde 
er gehorchen, bitte aber den Minister, wenn irgend möglich, 
den Kaiser zu einer andern Ansicht zu bringen. 
Als im Anfang April Osterreich die ersten Schritte zu 
seinen Rüstungen that, Graf Mensdorff aber fort und fort 
) Gramont p. 262. Der Gewährsmann ist freilich äußerst unzu- 
verlässig, wo es sich um preußische Dinge handelt. Indessen paßt diese 
Mittheilung zu Allem, was sonst über Benedek bekannt geworden ist 
und macht dem unglücklichen General die höchste Ehre.
	        
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