118 Prinz Friedrich Carl in Böhmen.
unberührte, in jedem Augenblick verfügbare Bataillone im
Rückhalt hatte. Eine halbe Stunde weiter, und die erste
sächsische Brigade erschien bei Diletz und trieb die preußischen
dort anwesenden Compagnien wieder aus dem Orte heraus,
ehe Gaudy's sonstige Streitkräfte denselben zu Hülfe kommen
konnten. Ein kräftiges allgemeines Vordringen der austro-
sächsischen Massen in diesem Augenblick (beinahe 35000 Mann
gegen 13000), hätte über die preußische Division schweres
Unheil verhängen können.
Aber eine entscheidende Wendung der Dinge stand bevor.
Bald nach sieben Uhr näherte sich auf preußischer Seite die
Spitze der vierten Division dem Schlachtfelde, und auch auf
der Münchengrätzer Straße war General Fransecky nicht
mehr weit entfernt. So war eine völlige Niederlage der
Preußen nicht zu besorgen: immer aber war es die Frage,
ob vor dem Eingreifen der Genossen General Tümpling bei
einem gleichzeitigen Angriff der Sachsen, Piret's und Leinin-
gen's ein Durchbrechen seines schwachen Centrums würde
verhindern können. Allein auch dazu sollte es nicht mehr
kommen. Denn um dieselbe Zeit traf bei dem sächsischen
Kronprinzen ein Officier aus Benedek's Hauptquartier mit
der Weisung ein, jedes Gefecht mit einem überlegenen
Gegner zu vermeiden, und möglichst rasch sich an die Haupt-
armee heranzuziehen, da die früher in Aussicht gestellten vier
Armeecorps eine andere Bestimmung erhalten hätten. Benedek
hatte, wie wir sehen werden, in Folge der Siege der schlesi-
schen Armee den Plan zum Vormarsch an die Iser im Laufe
der Nacht vom 28. auf den 29. aufgegeben, die dadurch er-
forderlich gewordenen Befehle aber aus unbekannten Gründen
nicht gleich am Morgen, sondern erst am Nachmittag nach