Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Zerrüttung der geschlagenen Armee. 123 
eingebüßt. Diese Zahlen lassen deutlich erkennen, welchen 
Antheil die bessere Bewaffnung, welchen die bessere Führung 
an dem Übergewicht der Preußen hatte. 
Die unerwartete Einnahme Gitschins übte aber noch 
weiter verderbliche Wirkung auf die österreichischen Truppen 
aus. Sie erschwerte die Expedition der Befehle derart, daß 
dieselben den meisten Brigaden gar nicht zukamen, und 
steigerte die Verwirrung, welche durch das Aufeinandertreffen 
so vieler Truppen in finsterer Nacht eingetreten war:). Als 
aus der Stadt das Getöse des Kampfes zwischen Preußen 
und Sachsen erscholl, war in den Biwaks kein Halten mehr: 
die Massen zogen sich, unter einander gemischt und durch die 
vorangegangenen Strapazen der Erschöpfung nahe, theils 
südöstlich nach Miletin und Horschitz, theils südwärts nach 
Smidar zurück. Sehr bald wurden sie auf beiden Straßen 
von preußischer Reiterei eingeholt und unaufhörlich belästigt, 
so daß an Ausruhen und Sammlung nicht zu denken war. 
Nur die Sachsen bewahrten größtes Theils Zusammenhalt 
und Ordnung ihrer Divisionen. Als im Laufe des Vor- 
mittags zwei österreichische Brigaden in Miletin angelangt 
waren, wo Erzherzog Ernst mit dem dritten Armeecorps 
lagerte, meldete dieser dem Feldzeugmeister: Abtheilungen des 
ersten Corps kommen bereits an, dasselbe ist kampfunfähig, 
der Munitionspark ist leer, das Corps ohne Verpflegung, 
wird vorläufig hinter uns Biwaks beziehen. Ein Befehl 
des Grafen Clam, dort und in Horschitz die Mannschaften 
brigadeweise zu sammeln und zu ordnen, kam bei dem Er- 
scheinen stärkerer feindlicher Reiterschaaren nicht zur Aus- 
) Ssterreichs Kämpfe III, 211 ff.
	        
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