Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

6 Die Feldzugspläne. 
die Gefahren jeder aggressiven Maßregel betonte, hatte der 
zum Chef der Operationskanzlei ernannte General Krismanic 
den Auftrag erhalten, für den Kriegsfall einen Feldzugsplan 
auszuarbeiten. Wir rüsten, sagte er, nach diesen Voraus- 
setzungen, weil wir einen preußischen Angriff in naher Zeit 
erwarten, selbst aber nicht angreisen wollen: also ist unsere 
erste Aufgabe, eine zu fester Vertheidigung geeignete Stellung 
für unsere Armee auszusuchen. Daran schloß sich als zweiter 
Erwägungsgrund die Thatsache, daß Preußen viel schneller 
mobilisiren könne als Osterreich, mithin die Gefahr vorliege, 
daß die österreichische Armee in unfertigem Stande von dem 
feindlichen Angriffe überrascht werde. Die Folgerung war, 
daß ihr Sammelplatz für einen plötzlichen Vorstoß des Gegners 
nicht zu leicht erreichbar sein dürfe, und einen festen Stütz- 
punkt erstes Ranges erhalten müsse. So ergab sich der 
Schluß, die Armee sei nicht in Böhmen, sondern in Mähren, 
und zwar in der Nähe des großen Waffenplatzes Olmütz, auf- 
zustellen, mit Ausnahme des ersten, in Böhmen garnisonirenden 
Corps, welches die dortigen Grenzen zu beobachten, und nach 
Umständen sich auf die Hauptarmee zurückzuziehen habe. 
Die Denkschrift des Generals Krismanic erwog dann eine 
Reihe von Möglichkeiten, welche je nach dem Angriffsverfahren 
des Gegners für die Vertheidigung eintreten könnten: wir 
brauchen darauf nicht näher einzugehen, da zwar viele sonstige 
Fälle darin berücksichtigt waren, nur nicht der eine, welcher 
sich später verwirklichte. · 
Dieser Plan wurde indessen genehmigt; erst bei Olmütz 
sollte durch eine große Defensivschlacht mit der eigenen Gesammt- 
kraft gegen die Gesammtkraft des Feindes die Entscheidung des 
Feldzugs herbeigeführt werden. Damals, Anfang April, als der
	        
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