128 Kronprinz Friedrich Wilhelm in Böhmen.
geringes Gewicht auf den hier auftretenden Gegner, obgleich er
jetzt erfahren hatte, daß der preußische Kronprinz von zwei
auf vier Armeecorps verstärkt war: um so sicherer hoffte er,
den Prinzen Friedrich Carl, der keine solche Verstärkung er-
halten hatte, mit großer Übermacht an der Iser zu besiegen,
und wollte also zur momentanen Abwehr des Kronprinzen
nur einen möglichst geringen Theil seiner Kräfte verwenden.
Damals, am 26. Juni, hatte von seinen Truppen ein Armee-
corps, das vierte, bereits die Elbe zum Marsche an die Iser
passirt, das dritte und das zehnte hatten so eben die Elbe
erreicht, zurück aber waren noch drei Armeecorps, drei Reiter-
divisionen und die Armee-Geschützreserve: so daß Benedek in
diesem Augenblick, auch wenn er gewollt hätte, nicht in der
Lage gewesen wäre, der schlesischen Urmee mit Übermacht
entgegen zu treten. Demnach berichtete er am Abend des 26.
dem Kaiser, die Detachirung des sechsten und zehnten Corps
sei nur ein zeitweiliger Aufschub der beabsichtigten Offensive,
zu der er übergehen werde, sobald die Armee bei Josephstadt
versammelt sei, und er weitere Nachrichten über die Stellung
des Feindes habe.
Sie sollten ihm bald genug werden.
General Steinmetz ließ seinen Vortrab (außer den am 26.
in Nachod eingerückten Truppen, noch fünf Bataillone, drei
Schwadronen und zwei Batterien unter General von Löwen-
seld), am 27. früh Morgens von Reinerz aufbrechen, um so
schnell wie möglich über die Paßhöhe nach Nachod zu ge-
langen, und dann vor diesem Orte sich ausbreitend, Raum
für die Entfaltung des nachrückenden Hauptcorps zu gewin-
nen. Nachod liegt in dem engen und tiefen Thal der süd-
östlich zur Elbe strömenden Mettau; von dort führt die