Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

132 Kronprinz Friedrich Wllhelm in Böhmen. 
die Neige. Der Tag hatte sie 300 Todte und 800 Ver- 
wundete gekostet. Fünffach größer aber war die Einbuße 
der Osterreicher: 1100 Todte, 2400 Verwundete, von denen 
1300 gefangen, 2000 unverwundet Gefangene und Vermißte, 
im Ganzen 5500 Mann. Am Abend berichtete General 
Ramming an Benedek: „Ich war in Folge erneuerter, mit 
sehr überlegenen Kräften ausgeführter Angriffe des Gegners 
genöthigt, mich bis Skalitz zurückzuziehen. Meine Truppen 
sind alle in das Gefecht gekommen, haben sehr brav gefochten, 
aber sehr große Verluste erlitten und sind gänzlich erschöpft. 
Ich muß meiner Pflicht gemäß berichten, daß ich ohne Un- 
terstützung nicht im Stande wäre, morgen früh einem Angriff 
zu widerstehen, bitte daher noch heute um Ablösung durch 
das achte Corps. Meine Cavallerie ist so erschöpft, daß sie 
nichts mehr leisten kann.“ 
So war dieser erste Erfolg des preußischen linken 
Flügels ein äußerst rühmlicher und vielversprechender. Noch 
war die Aufgabe nicht gelöst, aber ein wirksamer Anfang 
dazu gemacht. Das Gardecorps im Centrum hatte gleich- 
zeitig das Hochgebirge passirt, so daß Steinmetz im Falle 
übermächtiger Bedrängung auf dessen Unterstützung rechnen 
durfte. Ungünstiger aber standen die Dinge auf dem rechten 
Flügel, wo General Bonin mit dem ersten Corps an Gablenz 
einen überlegenen Gegner gefunden hatte. 
Bonin hatte seine Truppen, die Division Clausewitz in 
Liebau, die Division Großmann in Schömberg, am 27. Juni 
Morgens drei Uhr antreten und um vier Uhr den Marsch zum 
Gebirge beginnen lassen, mit der Weisung, nach Zurücklegung 
der Pässe sich bei Parschnitz, eine halbe Stunde vor Trau- 
tenau, zu vereinigen, hier zwei Stunden zu ruhen, und einst-
	        
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