Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

146 Kronprinz Friedrich Wilhelm in Böhmen. 
in das Gefecht führte. Aber nach kurzem Vorandrängen 
wurde er in der Front und in beiden Flanken von einem solchen 
Feuer der preußischen Halb-Bataillone umfaßt, daß in wenigen 
Minuten er selbst, ein großer Theil seiner Officiere und lange 
Reihen seiner Mannschaft niedergestreckt waren, und der Rest 
sich in eiliger Flucht nach Skalitz zurückzog. Die nachdringenden 
Preußen schickten sich an, den Bahndamm unmittelbar vor 
dessen letzter Curve zu übersteigen; das bemerkte Oberst Wöler 
von der Brigade Kreyßern und stürmte auf eigene Faust mit 
seinem Regimente den Verfolgern entgegen; es entspann sich 
ein blutiges Ringen um den Besitz des Dammes, in welches 
sich dann Oberst von Kreyßern selbst, ebenfalls durchaus 
eigenmächtig, mit zwei weitern Bataillonen seiner Brigade 
hinein warf. Bei dem ersten Zusammentreffen fiel der tapfere 
Officier, seine Truppen erlitten, obwohl nur drei preußische 
Bataillone ihnen gegenüber standen, dasselbe Schicksal wie vor- 
her die Brigade Fragnern. Nachdem sie bei mehreren Anläufen 
fast ein Drittel der Mannschaft verloren hatten, wichen sie in 
leidlicher Ordnung nach Skalitz zurück. Es trat hiemit, gegen 
ein Uhr, eine Pause in dem so heftig aufgeloderten Kampfe 
ein, da auf preußischer Seite für den Sturm auf die Stadt 
die Mitwirkung der aus Wysokow heranrückenden zehnten 
Division unter General von Kirchbach erwartet werden mußte. 
Sie war von Wysokow bis Kleny auf der Straße marschirt, 
dann aber vor dem Feuer der feindlichen Artillerie-Reserve 
ebenfalls nach Norden ausgebogen, und entwickelte jetzt hinter 
Löwenfeld's Abtheilungen ihre Colonnen zum letzten Angriff. 
Drüben bei den Osterreichern that Erzherzog Leopold, welcher 
durch den Beginn des Gefechts vollständig überrascht worden 
war und bis dahin den Fortgang desselben nicht zu hindern
	        
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