Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Benedek sieht seine Pläne vernichtet. 155 
und der Geschütz Reserve erst am Abend den Strom von Osten 
her erreichen konnten. Um so rascher aber sollte es dann 
am folgenden Tage vorwärts gehen. Die Disposition war 
eben fertig redigirt, da kam der Bericht von dem Kampfe bei 
Skalitz. Wie bitter Benedek die Verluste desselben empfand, 
geht aus dem Umstande hervor, daß er umgehend dem Erz- 
herzog Leopold den bestimmten Rath zukommen ließ, wegen 
Unwohlseins Urlaub zu nehmen. An seinem Feldzugsplane 
aber ließ er sich noch nicht beirren; nach den Erfahrungen 
vom 27. hoffte er, Gablenz, dem er außer dem zehnten auch 
das vierte Corps unterstellen wollte, würde bei Dolan und 
Josephstadt die Aufgabe besser lösen. Die Marschdisposition 
wurde also noch am Abend an alle Heertheile expedirt. Da 
aber traf in der Nacht auch die Hiobspost von der schweren 
Niederlage des zehnten Corps ein; zugleich erfuhr man 
Näheres über den traurigen Zustand der beiden geschlagenen 
Heerschaaren; es wurde deutlich, daß unter diesen Verhält- 
nissen der Vormarsch der Armee an die Iser nicht mehr 
möglich sei. Demnach wurde jetzt beschlossen, fünf Armce- 
corps an dem rechten Ufer der Elbe gegen das vorrückende 
Heer des preußischen Kronprinzen aufzustellen, die Sachsen 
aber und Clam-Gallas an den linken Flügel der Armce 
heranzuziehen und sie dort nebst dem dritten Corps mit der 
Deckung gegen Friedrich Carl zu beauftragen. Die Truppen, 
bereits früh am Morgen des 29. Juni gemäß den Vorschriften 
der gestrigen Disposition im Marsche begriffen, erhielten 
schleunigen Gegenbefehl, und hatten erheblich Zeit und Kraft 
zum Erreichen der neuen Stellung aufzuwenden. Aber auch 
hier war ihnen keine lange Ruhe bestimmt. Am Morgen 
des 30. kam die niederschmetternde Kunde von den Gitschiner
	        
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