Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Telegramme an Napoleon und Benebek. 161 
den Frieden zu suchen, und dann den siegreichen Erzherzog 
Albrecht mit seinen 120000 Mann der bedrängten Nord- 
armee zur Hülfe und Leitung zu senden. Hienach wäre es 
nun durchaus folgerichtig gewesen, bis zu deren Ankunft 
jeden größern Kampf mit dem preußischen Heere möglichst 
zu vermeiden, also zunächst den Rückzug nach Olmütz zu 
befehlen: allein bei leidenschaftlicher Bewegung behauptet die 
Logik nicht immer ihr Recht; die Vorstellung, daß Osterreichs 
Doppeladler sich nicht bange zu verstecken brauche, gewann 
wieder Raum, und so gingen die beiden Telegramme gleich- 
zeitig ab, das eine an Napoleon mit der Erklärung, daß man 
die Abtretung Venetiens jetzt zu vollziehen geneigt sei, wenn 
der Kaiser dann die Unthätigkeit Italiens verbürgen wolle; 
übrigens denke man für's Erste noch einmal das Kriegsglück 
in einer großen Schlacht zu versuchen!) — das andere an 
Benedek mit den Worten: „einen Frieden zu schließen, un- 
möglich. Ich befehle, wenn unausweichlich, den Rückzug in 
größter Ordnung anzutreten. Hat eine Schlacht Statt ge- 
sunden?"!) Benedek verstand diese Frage des Kaisers sehr 
richtig dahin, daß derselbe den Rückzug für den Nothfall ge- 
statte, aber wenn möglich, vorher eine Schlacht begehre, und 
begann hienach für einen solchen Fall seine Vorbereitungen 
zu treffen. Auch erschien ihm die Lage allmählich wieder in 
etwas günstigerem Lichte. Der Ruhetag und reichliche Ver- 
pflegung erfrischte die Truppen und ermöglichte die Herstellung 
der Ordnung. Der Feind drängte nicht; man konnte auch auf 
den folgenden Tag als eine Erholungspause rechnen. So 
2 ) Goly 5. Juli, Bernstorff (nach einer Mittheilung Clarendon's) 
7. Juli. 
Österreich's Kämpfe III, S. 228. 
v. Sydel, Begründung d. deutschen Reiches. V. 11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.