10 Die Feldzugspläne.
ist ein ganzer Mann. Daraus ergab sich die Regel möglichst
wuchtiger Massenangriffe, und man blieb um so ruhiger bei
diesem System, als im Verlaufe des letzten dänischen Kriegs
die preußische Truppe nur bei einem einzigen kleinen Gefechte
Gelegenheit gehabt hatte, die mörderische Wirkung ihres
Feuers auf geschlossene Massen wahrnehmbar zu machen.
Was aber vor Allem den österreichischen Feldherrn für
jetzt in seiner defensiven Stellung festhielt, war der Umstand,
daß trotz des frühern Beginns der Rüstungen jetzt nach acht
Wochen zwar alles Erforderliche längst verfügt, in Wirklichkeit
aber nach löblichem Brauche vieles Wichtige nicht fertig war.
Inmitten der fruchtbarsten Provinzen des eigenen Landes
war die Ernährung und Verpflegung der Truppen noch
mangelhaft organisirt, und gleich bei den ersten größern
Märschen die Soldaten empfindlichem Mangel ausgesetzt.
Sodann aber blieb auch der wirkliche Mannschafts-Bestand
hinter der etatsmäßigen Stärke erheblich zurück, so daß noch
am 16. Juni die Armee bei Olmütz statt 197000 erst
174000 Mann Infanterie zählte, und Benedek, welcher nach
den ihm vorliegenden unvollständigen Rapporten sogar nur
über 158.000 verfügen zu können glaubte, demnach bei dem
preußischen Gegner eine Übermacht von mehr als 40000 Mann
vermuthete. Er schaute also mit nicht geringer Sorge nach
Verstärkung aus, und hatte den lebhaften Wunsch, von den
Streitkräften der deutschen Mittelstaaten einen möglichst großen
Theil nach Böhmen heran zu ziehen. Nach allen voraus-
gegangenen Verhandlungen und Beschlüssen meinte man in
Wien, dort auf rund 100000 Mann süddeutscher und
50000 Mann norddeutscher Streiter rechnen zu können; es
schien doch keine übertriebene Forderung, etwa die Hälfte