166 König Wilhelm in Böhmen.
bilden, wo für den Nothfall bei den Dörfern Lochenitz und
Predmeritz mehrere Kriegsbrücken über den Strom zu legen
wären. Endlich behielt der Feldzeugmeister seiner persönlichen
Verwendung eine mächtige Reserve vor, das erste Corps
Graf Gondrecourt, das sechste, Baron Ramming, die fünf
Reiterdivisionen, die Armee-Geschütz-Reserve, zusammen
73000 Mann mit 360 Geschützen. Dazu kamen noch
4000 Mann dem Hauptauartier zugetheilter und 3000 Mann
technischer Truppen, so daß das Ganze eine imposante,
auf engem Raum zusammen gedrängte Heeresmasse von
222000 Mann mit 770 Geschützen ergab, eine Macht,
wie sie seit dem Entstehen des modernen Europa kein Staat
bis dahin auf einem Schlachtfelde vereinigt hatte. Die
Truppen, durch die zweitägige Ruhe erfrischt, traten mit
Eifer an, überzeugt, daß sie jetzt unter Vater Benedek's per-
sönlicher Führung besseres Glück als bisher unter ihren vor-
nehmen Corpscommandanten haben würden; ob sie damit
außer der Lust zum Kampfe auch aushaltende Zähigkeit in dem-
selben gewonnen hätten, mußte freilich erst der Erfolg zeigen.
lber die Officiere wird berichtet, daß sie durchgängig den
Befehl zur Schlacht auf dieser Wahlstatt mit bitterer Sorge
und Enttäuschung aufgenommen; sie hätten Alle den Kampf
erst hinter der Elbe gewünscht und aus Benchek's Ent-
schließung schweres Mißtrauen gegen den Feldherrn geschöpft.
Bereit aber waren sie Alle, nach guter oder falscher Ordre
Leib und Leben an Osterreichs Sache zu setzen. Am übelsten
stand es in der höchsten Schicht des Heeres. Ein großer
Theil der Generalität hatte von jeher weder zu den Ver-
ehrern noch zu den Freunden Benedek's gehört; es war nur
natürlich, daß die bisher geschlagenen Corpsführer nicht sich