Stimmung der Generale, Officiere und Soldaten. 167
selbst, sondern der Unfähigkeit des Feldzeugmeisters die Schuld
an ihrem Mißgeschick zuschrieben, und mehr als einer unter
ihnen war geneigt, wenn er heute wieder verkehrte Befehle
erhielte, dieselben nach eigenem Wissen und Gewissen zum
Besten des Vaterlandes zu corrigiren.
Diese Stimmungen wurden nicht gelindert durch den
Umstand, daß Benedek nach seiner kurzen Weise den Corps-
commandanten zwar ihre Aufstellung angab, sonst aber keine
Sylbe über seine Pläne und Absichten an diesem Schlachttag
mittheilte, und sie dadurch ohne Directiven für den Fall
unvermutheter Ereignisse ließ. So ging das österreichische
Heer den bedeutungsschwersten Stunden des Krieges entgegen,
gewaltig durch die Zahl und den Muth der Truppen, aber
von streitenden Gefühlen erfüllt und in seiner innern Festigkeit
nach den wichtigsten Beziehungen gelockert.
Was Benedek's Gedanken über die Leitung und das
Ziel des Kampfes betrifft, so ist darüber auch aus späteren
Verhandlungen eine positive Nachricht nicht bekannt geworden.
Indessen scheint die Heeresaufstellung selbst einige Rückschlüsse
auf die ihr zu Grunde liegenden Absichten zu gestatten.
Die durch sie geschaffene Schlachtlinie bildete einen fast
rechtwinkligen Haken, dessen Spitze in dem Höhenzug von
Lipa-Chlum gelegen und durch das starke und völlig unver-
sehrte dritte Armeecorps besetzt war. Von dort erstreckte sich
das zehnte Corps und der linke Flügel südwärts, Front
nach West oder Südwest, der rechte ostwärts, Front nach
Nord. Man sieht, gegen welche Angriffe Benedek sich deckte,
der Elbarmee auf den linken, des Kronprinzen auf den rechten
Flügel. Dem Stoß der Elbarmee, den er mit Sicherheit
erwartete, scheint er keine große Kraft zugetraut zu haben,