Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Gefährliche Lage der ersten Armee. 181 
der ganzen Linie von Langenhof bis Chlum der dichte, un- 
unterbrochene, mörderische Granatenhagel, anfangs aus 130, 
dann aus 160, endlich aus mehr als 200 Feuerschlünden. Ein 
unaufhörlich fortrollender Donner, ein betäubendes Zischen 
und Sausen der Geschosse, ein stets niederprasselnder Regen 
von Eisenstücken, gegen die weder die Bäume des Waldes 
noch die Hütten der Dörfer Deckung gewährten. Die preu- 
Kischen Geschütze, entweder aus der Ferne jenseits des Baches 
oder aus der Tiefe aufwärts gegen die gedeckten Gegner 
wirkend, vermochten nichts gegen die Übermacht der feindlichen 
Zahl und Stellung. Ein Sturm der Infanterie den völlig 
kahlen und offenen Abhang hinan, zur Überwältigung der 
feindlichen Batterien erwies sich jedes Mal, so wie er von 
einzelnen Truppentheilen mit dem Muthe der Verzweiflung 
versucht wurde, bei den ersten Schritten als hoffnungslos: 
nicht ein Mann wäre lebend bis an die Mündung der öster- 
reichischen Kanonen gelangt. Zurückgehen sollte und wollte 
man nicht; so bestanden diese Truppen, Thüringer und 
Pommern, die schwerste Probe, welche männlichem Muthe 
auferlegt werden kann: unthätiges und wehrloses Aushalten 
im Angesicht des rechts und links einschlagenden Todes, un- 
gebeugtes Ausharren der Lebenden zwischen den reihenweis 
zusammenbrechenden Genossen. Und so verging endlos langsam 
eine Stunde nach der andern den tapfern Duldern. Wir fanden 
uns endlich völlig abgestumpft, schreibt einer dieser Soldaten; 
wir zogen die Uhren und zählten die in der Minute um uns 
her platzenden Granaten. Als aber gegen Mittag die Brigade 
Kirchsberg vom dritten feindlichen Corps, von der Meinung 
erfüllt, diese Menschen müßten mürbe sein, von der Höhe 
hinabstieg, um den Holawald wieder zu nehmen, da begegnete
	        
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