Einnahme von Problus. 197
Westfalen aber, von gleich hingebender Tapferkeit beseelt,
ließen sich durch das Feuer der feindlichen Batterien nicht
aufhalten, und fast gleichzeitig wurden die beiden Dörfer ge-
nommen. Ohne jeden Aufenthalt gingen die Sieger dann
weiter vorwärts und verdrängten unter einem auf beiden
Seiten blutigen Gefechte den Feind auch aus dem, östlich an
die Höhe von Problus stoßenden Walde von Bor und
Brschiza. Zwei preußische Divisionen, 26000 Mann, hatten
diese Erfolge gegen 39000 Austro-Sachsen errungen. Als
sie den äußersten Rand des Waldes erreichten, standen sie im
Rücken der Höhe von Langenhof, von der jetzt General Gablenz
das zehnte Corps zurückzuziehen sich beeilte: nur durch einen
Zwischenraum von etwa drei Viertelstunden Weges war die
Spitze der Elbarmee noch von Rosberitz, der letzten Eroberung
des Gardecorps, entfernt. So nahe waren die preußischen
Truppen von rechts und links her zu vollständiger Umzinge-
lung des kaiserlichen Hceres vorgedrungen.
Benedek's Lage war mithin eine verzweifelte geworden.
Die erste Nachricht von dem Verluste Chlums war ihm un-
glaublich erschienen, da nach seinen Anordnungen eine ganze
Brigade dort oben stehen sollte, und der östliche Aufgang
durch das vierte, nach Mollinary's Angaben siegreiche, Corps
gedeckt wäre. Er ritt selbst dem Orte zuj scharfe preußische
Salven, die sein Gefolge in alle Winde jagten, überzeugten
ihn rasch genug von der Richtigkeit der Meldung. Mehrere
Versuche, mit den nächsten Truppentheilen die Höhe wieder
zu gewinnen, blieben fruchtlos; der Feind dehnte seine Fort-
schritte weiter aus; es kam die Kunde von dem Verluste von
Problus: der Feldzeugmeister griff zu dem letzten Mittel,
zur Verwendung der großen Armee-Reserve, jetzt nicht mehr