198 König Wilhelm in Böhmen.
zu einer glänzenden Offensive, sondern zur Abwehr einer das
eigene Heer bedrohenden Todesnoth. Von seinem ersten Corps
sandte er die Brigade Piret, um gemeinsam mit den Sachsen
Problus wieder zu nehmen, und gab dem sechsten Corps unter
Baron Ramming den Befehl, mit einer Brigade Rosberitz
dem Feinde zu entreißen, mit den drei andern aber in directem
Angriff Chlum zu erstürmen.
Eine halbe Stunde früher begonnen, hätte diese Be-
wegung der preußischen Sache große Gefahr bringen können.
Denn bei dem unaufhaltsamen Vorandrängen hatten die
Kräfte der ersten Gardedivision sich weithin zersplittert, ein
Theil nach Rosberitz, die Avantgarde nach Lipa und Langen-
hof hin, so daß in Chlum selbst nur eine schwache Besatzung
und wenige Batterien geblieben waren. Verstärkung war von
allen Seiten her im Anzug, aber überall noch etwa eine
halbe Meile entfernt, oder, wie ein Theil der zweiten Divi-
sion, im Kampfe mit einer durch Mißverständniß bei Tschistowes
stehen gebliebenen feindlichen Brigade vom vierten Corps,
welche allerdings bald, von allen Seiten beschossen, nur unter
colossalen Verlusten zu entkommen vermochte. Vergeblich
aber schaute unterdessen der tapfere General Hiller von
Gärtringen im Anblick der von Süden her drohenden Massen
nach Unterstützung aus. Für's Erste blieb er auf den un-
verwüstlichen Muth seiner eigenen Truppen angewiesen: erst
kurze Zeit vor dem Beginn des feindlichen Angriffs erschien
die Geschütz Reserve des Gardecorps und begann, ihre Granaten
in die dichten Bataillone Ramming's mit zerstörender Wirkung
hinüber zu schleudern, wie schwer sie dann auch selbst durch
das Feuer von 15 feindlichen Batterien bedrängt wurde.
General von Ramming hatte den Befehl zum Sturme