Vergebliche Gegenwehr der Osterreicher. 199
mit peinlicher Ungeduld erwartet, da die Stimmung seiner
Truppen sich unter dem Eindruck der letzten Ereignisse mit
jeder Minute unthätiges Harrens verschlechterte. Der Auf-
marsch erfolgte dann mit großer Frische; sogleich aber zeigte
sich der Mangel innerer Consistenz in dem damaligen öster-
reichischen Heere. Nicht drei Brigaden, wie Benedek verfügt
hatte, sondern nur eine unter General Rosenzweig wandte
den unmittelbaren Angriff auf Chlum; die beiden andern,
wahrscheinlich von Rosberitz her in der Flanke beschossen,
stürzten sich mit der vierten auf dieses Dorf, welches dann
durch eine so gewaltige Übermacht nach hartnäckigem Wider-
stande genommen wurde. Unterdessen stürmte Rosenzweig
die Höhe hinan, erlitt harte Verluste, gelangte aber bis zu
der Kirche von Chlum; und bereits glaubte Hiller den Rück-
zug befehlen zu müssen: da, im letzten Augenblick, erschien die
Rettung. Major von Sommerfeld, vom ersten Corps, sprengte
zu dem General heran, mit der Meldung, daß die Avantgarde
Bonin's in Chlum angelangt sei. Nun, rief der General in hell
aufleuchtender Freude, dann wird ja Alles gut. Kaum hatte er
es ausgesprochen, so traf ihn ein Granatsplitter in die Brust; so
starb er, den sichern Sieg vor Augen, den schönsten Heldentod,
nachdem er durch den kühnen Zug auf Chlum noch mehr für
sein Vaterland geleistet hatte, als einst bei Waterloo sein ebenso
heldenmüthiger Vater durch die Erstürmung von Planchenoit.
Vier und bald sechs ostpreußische Bataillone warfen sich
jetzt auf Rosenzweig's Front, während aus Lipa herbei eilende
Gardetruppen die Osterreicher auf der einen Seite beschossen,
und auf der andern die Division Zastrow die Hügel hinter Nedie-
lischt besetzte, und von dort den Gegner unter ihr Feuer nahm.
Rosenzweig mußte zurück, unter gänzlicher Zertrümmerung