Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Vergebliche Gegenwehr der Osterreicher. 199 
mit peinlicher Ungeduld erwartet, da die Stimmung seiner 
Truppen sich unter dem Eindruck der letzten Ereignisse mit 
jeder Minute unthätiges Harrens verschlechterte. Der Auf- 
marsch erfolgte dann mit großer Frische; sogleich aber zeigte 
sich der Mangel innerer Consistenz in dem damaligen öster- 
reichischen Heere. Nicht drei Brigaden, wie Benedek verfügt 
hatte, sondern nur eine unter General Rosenzweig wandte 
den unmittelbaren Angriff auf Chlum; die beiden andern, 
wahrscheinlich von Rosberitz her in der Flanke beschossen, 
stürzten sich mit der vierten auf dieses Dorf, welches dann 
durch eine so gewaltige Übermacht nach hartnäckigem Wider- 
stande genommen wurde. Unterdessen stürmte Rosenzweig 
die Höhe hinan, erlitt harte Verluste, gelangte aber bis zu 
der Kirche von Chlum; und bereits glaubte Hiller den Rück- 
zug befehlen zu müssen: da, im letzten Augenblick, erschien die 
Rettung. Major von Sommerfeld, vom ersten Corps, sprengte 
zu dem General heran, mit der Meldung, daß die Avantgarde 
Bonin's in Chlum angelangt sei. Nun, rief der General in hell 
aufleuchtender Freude, dann wird ja Alles gut. Kaum hatte er 
es ausgesprochen, so traf ihn ein Granatsplitter in die Brust; so 
starb er, den sichern Sieg vor Augen, den schönsten Heldentod, 
nachdem er durch den kühnen Zug auf Chlum noch mehr für 
sein Vaterland geleistet hatte, als einst bei Waterloo sein ebenso 
heldenmüthiger Vater durch die Erstürmung von Planchenoit. 
Vier und bald sechs ostpreußische Bataillone warfen sich 
jetzt auf Rosenzweig's Front, während aus Lipa herbei eilende 
Gardetruppen die Osterreicher auf der einen Seite beschossen, 
und auf der andern die Division Zastrow die Hügel hinter Nedie- 
lischt besetzte, und von dort den Gegner unter ihr Feuer nahm. 
Rosenzweig mußte zurück, unter gänzlicher Zertrümmerung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.