Kampff der Relterel. 201
Nicht glücklicher endlich war der Angriff der Brigade
Piret auf Problus, unter kräftiger Unterstützung der Sachsen
und schwacher Beihülfe des österreichischen achten Corps, ver-
laufen. Das Dorf wurde im ersten Anlauf erreicht, sogleich
aber an die von allen Seiten hereinbrechenden Conpagnie-
colonnen und Schützenschwärme der Rheinländer und West-
falen wieder verloren. Gleichzeitig kam auch die 16. Division
Etzel über die Brücke von Nechanitz hinüber, und wurde durch
General Herwarth in die Richtung auf Pardubitz gesetzt, um
hier dem Feinde den letzten Ausweg zu verlegen.
Der Ausgang war entschieden auf allen Seiten, und die
größte Schlacht des Jahrhunderts!) für Preußen gewonnen.
Gleich nachdem die Garde die Höhen von Lipa und Langen-
hof erobert hatte, befahl König Wilhelm allgemeines Vor-
gehen auch der ersten Armee, und insbesondere die Verfolgung
des weichenden Gegners durch die bis dahin unthätige Reiterei.
Dieser warfen sich dann, zwischen Langenhof und Stresetitz,
die schweren Reserve-Divisionen der österreichischen Cavallerie
in den Weg: es kam zu einem Reiterkampf von so colossalem
Umfang, wie die neuere Kriegsgeschichte wenige seines Gleichen
kennt. Es erscheint hier einer der wenigen Punkte, wo die
beiderseitigen Berichte sich schroff widersprechen: jede der beiden
Parteien erkennt die Tapferkeit der andern an, behauptet aber
für die einzelnen Gefechte die Überlegenheit ihrer Reiter. Zu
einem sichern Urtheil ist darüber um so weniger zu gelangen,
als der Kampf kein planmäßig geordnetes Ganzes bildete,
sondern jedes Regiment, und mehrmals einzelne Schwadronen,
losbrachen, wo sie einen Gegner erblickten, die Streitenden
unter einander geriethen, neue Schaaren das sich hin und
) Vgl. Jähns, die Schlacht von Königgrätz, S. 484.