Osterreich begehrt französische Vermittlung bei Itallen. 213
berechtigten Machtstellung begnügen werde — und, setzte er
hinzu, die großen preußischen Erfolge wären doch ohne meine
Neutralität nicht möglich gewesen. Golg stellte dies nicht
in Abrede.
Am folgenden Tage erschien dann die Nachricht von
Benedek's vollständiger Niederlage bei Königgrätz, und noch
spät am Abend trat Fürst Metternich bei dem Kaiser mit
der Meldung ein, daß OÖsterreich die verheißene Abtretung
Venetiens hiemit vollziehe, die französische Vermittlung bei
Italien anruse, und dem Fürsten unbeschränkte Vollmacht zur
Unterhandlung darüber gegeben habe. Dies entsprach freilich
dem Buchstaben des Wiener Vertrags, aber wie gründlich
hatte sich der Sinn desselben in sein Gegentheil verkehrt!
Die Meinung war gewesen, daß Osterreich für Venetien sich
mit Schlesien entschädigen wolle; dann würde Napoleon dem
besiegten Preußen seinen großmüthigen Schutz unter mäßiger
Berechnung der Kosten anbieten. Hienach war es bisher
dem Kaiser möglich geblieben, trotz der Wiener Abreden den
König Wilhelm seiner wohlwollenden Neutralität zu versichern.
Was jetzt aber Osterreich begehrte, machte dieser neutralen
Stellung ein Ende von Grund aus. Für die lberlieferung
Venetiens sollte der Kaiser Italien sofortige Waffenruhe ge-
bieten, damit die österreichische Südarmee zum Kampfe gegen
Preußen verfügbar werde: dies bedeutete für Napoleon un-
verhüllte, active Theilnahme am Kriege, als Osterreichs Bundes-
genosse. Wir dürfen annehmen, daß in diesem Augenblick
streitende Gefühle die Brust des Kaisers erfüllten. In einer
Anwandlung momentanes Argers war er auf ÖPsterreichs
Seite getreten, in der Meinung, damit ohne eigenen Kampf
die Dinge nach seinem Sinne leiten zu können. Jetzt aber