Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

218 Französische Vermittlung. 
Noch hatte Lavalette nicht vollständig gesiegt, aber ohne 
Frucht war seine Erinnerung an die frühern Bestrebungen 
Napoleon's und an die Gefahr eines großen Krieges bei 
Drouyn's Politik nicht geblieben. Der Kaiser mochte die 
Anträge Drouym's noch nicht verwerfen, aber er kam zu dem 
freilich nahe liegenden Gedanken, vor ihrer Vollziehung erst 
die Antwort der beiden Könige auf das Anerbieten seincr 
Vermittlung abzuwarten. Fiel sie günstig aus, so brauchte 
man sich nicht zu erhitzen; im entgegengesetzten Fall schien 
immer noch Zeit zu energischen Maaßregeln. Der Befehl, 
die Einberufung der Kammern im Moniteur zu veröffentlichen, 
wurde also zurückgenommen, und einstweilen keine Vorberei- 
tung zur Mobilisirung eines Heertheils getroffen. Immer 
hatte schon die erste Verhandlung gewichtige Bedenken auf 
jeder Seite des eingeschlagenen Weges gezeigt, und es dauerte 
nicht lange, so häuften sich die Schwierigkeiten und Unan- 
nehmlichkeiten in geradezu drohender Weise. 
Die erste Folge des so stolz ergriffenen Schiedsrichter- 
thums war die vollständige Isolirung Frankreichs in Europa. 
In Petersburg hatte Kaiser Alexander den Ausbruch 
des Krieges lebhaft bedauert. Er war verschwägert mit 
Württemberg und Darmstadt; Bismarck's deutscher Reform- 
plan schien ihm weder dem russischen noch dem conservativen 
Interesse zu entsprechen, und Fürst Gortschakoff, welcher seit 
der Durchkreuzung seincr polnischen Entwürfe dem preußischen 
Minister eine stille, aber aufrichtige Abneigung widmete, 
elnes Betheiligten zurück. Hansen hat seine abweichende Version nicht, 
wie Rothan meint, von Chaudordy, sondern von einem ungenannten 
Freunde erhalten. Eine darauf gegründete Darstellung des Herzogs 
von Broglie hat Prinz Napoleon öffentlich dementirt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.