218 Französische Vermittlung.
Noch hatte Lavalette nicht vollständig gesiegt, aber ohne
Frucht war seine Erinnerung an die frühern Bestrebungen
Napoleon's und an die Gefahr eines großen Krieges bei
Drouyn's Politik nicht geblieben. Der Kaiser mochte die
Anträge Drouym's noch nicht verwerfen, aber er kam zu dem
freilich nahe liegenden Gedanken, vor ihrer Vollziehung erst
die Antwort der beiden Könige auf das Anerbieten seincr
Vermittlung abzuwarten. Fiel sie günstig aus, so brauchte
man sich nicht zu erhitzen; im entgegengesetzten Fall schien
immer noch Zeit zu energischen Maaßregeln. Der Befehl,
die Einberufung der Kammern im Moniteur zu veröffentlichen,
wurde also zurückgenommen, und einstweilen keine Vorberei-
tung zur Mobilisirung eines Heertheils getroffen. Immer
hatte schon die erste Verhandlung gewichtige Bedenken auf
jeder Seite des eingeschlagenen Weges gezeigt, und es dauerte
nicht lange, so häuften sich die Schwierigkeiten und Unan-
nehmlichkeiten in geradezu drohender Weise.
Die erste Folge des so stolz ergriffenen Schiedsrichter-
thums war die vollständige Isolirung Frankreichs in Europa.
In Petersburg hatte Kaiser Alexander den Ausbruch
des Krieges lebhaft bedauert. Er war verschwägert mit
Württemberg und Darmstadt; Bismarck's deutscher Reform-
plan schien ihm weder dem russischen noch dem conservativen
Interesse zu entsprechen, und Fürst Gortschakoff, welcher seit
der Durchkreuzung seincr polnischen Entwürfe dem preußischen
Minister eine stille, aber aufrichtige Abneigung widmete,
elnes Betheiligten zurück. Hansen hat seine abweichende Version nicht,
wie Rothan meint, von Chaudordy, sondern von einem ungenannten
Freunde erhalten. Eine darauf gegründete Darstellung des Herzogs
von Broglie hat Prinz Napoleon öffentlich dementirt.