Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Gespräch Napoleon's mit dem Grafen Golgz. 239 
herauszukommen suchen. Er frage also, was wären unsere 
Bedingungen für den Waffenstillstand.“ 
Goltz erwiderte darauf, daß ein Stillstand nur bei 
sicherer Aussicht auf einen guten Frieden möglich sei. Diese 
werde man gegeben erachten, wenn Napoleon sich die preußi- 
schen Friedensbedingungen aneigne und in Wien empfehle; 
wenn Österreich sie dann verwerfe, sei Napoleon wieder frei, 
die Lage vor dem 4. Juli hergestellt, und die Einigkeit zwischen 
Preußen und Frankreich bekundet. Nachdem er dann die 
bevorstehende Ankunft des Feldjägers gemeldet, wandte sich 
das Gespräch wieder auf den preußischen Bundesreform- 
Entwurf. Goltz hob die Nothwendigkeit des Ausschlusses 
Osterreichs hervor, durch den allein die Bildung des einst in 
Wien geplanten Siebenzig-Millionen-Reiches vermieden werden 
könnte, und betonte die Beschränkung der preußischen Bundes- 
feldherrnschaft auf den deutschen Norden. Napoleon fragte 
darauf, ob es nicht möglich sei, zwei deutsche Parlamente 
statt eines in das Leben zu rufen. Goltz verneinte: eine 
solche Theilung Deutschlands würde die öffentliche Meinung 
drüben auf das Höchste empören. Er wies auf das Gegen- 
gewicht des Bundestags hin, der in dem Entwurf an die 
Stelle der früher beabsichtigten einheitlichen Spitze getreten 
sei, so wie auf den Fortbestand der Kammern in den Einzel- 
staaten. Der Kaiser ersuchte ihn dann wiederholt um mög- 
lichst rasche Vorlage der preußischen Minimalforderungen für 
den Frieden, und fragte, ob Preußen, wenn er dieselben in Wien 
empfehle, zum Stillstand bereit sein, und bis zum förmlichen 
Abschluß desselben auf weiteres Vorrücken verzichten würde. 
„Ich gab ihm, berichtet Goltz, Hoffnung auf Bewilligung 
dieser Begehren, und erkannte an, daß seine Lage ein längeres
	        
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