Neuer österreichischer Antrag auf Waffenstillstand. 247
nicht gemacht worden; auch sei vor jeder Entschließung eine
Verständigung mit Italien nöthig, und auf Bedingungen
eines Stillstandes, wie der Antrag sie enthalte, könne
Se. Majestät unter allen Umständen jetzt nicht eingehen.
Ebenso gründlich wie der König und Moltke durch die
militärischen, war Bismarck durch die politischen Sorgen in
Anspruch genommen. Die ersten Erwägungen über den dem-
nächst zusammen tretenden Landtag machten sich geltend; mit
mehreren der norddeutschen Kleinstaaten, Braunschweig, Ham-
burg, Mecklenburg-Strelitz, welche jetzt mehr oder weniger
widerwillig auf Preußens Seite standen, setzte es scharfe
Weiterungen über die Säumigkeit ihrer Rüstungen. Indessen,
diese Dinge störten Bismarck's Seelenruhe wenig; um so
mehr nahm sie das Verhältniß zu den außerdeutschen Groß-
mächten in Anspruch. Zwar die englischen Minister redeten
überall freundlich, und von Rußland, welches einstweilen
jede Kußerung vermied, schien kein thätiges Hervortreten zu
besorgen. Aber Frankreich! Bismarck's Blut wallte auf,
wenn er nach all den guten Zusicherungen des neuen Auf-
tretens der Pariser Regierung gedachte. Von den geheimen
Abreden des 12. Juni wußte er nichts, aber die Moniteur-
Note reichte zum Erweise irgend welcher Verständigung
zwischen Paris und Wien, vollkommen aus, und wer konnte
die weitern Folgen ermessen, den möglichen Abfall des fort-
dauernd unthätigen Italien, eine neue Versteifung des so
gründlich erlegenen Osterreich, und endlich das Erscheinen
franzbsischer Begehren deutscher Grenzlande! In seinem
Innern war er fest entschlossen, dies Letzte um keinen Preis
freiwillig zu gewähren, sondern, wenn es sein müsse, auf
Tod und Leben dagegen zu kämpfen, und sich hundert Mal