Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

248 Friedensvorschläge. 
eher Osterreich gegenüber zu den schmerzlichsten Verzichten 
herbei zu lassen. Wohl behielt er bei aller Entrüstung, mit 
der ihn das Eingreifen der Fremden erfüllte, die Klarheit 
des Blickes, die berechnende Mäßigung, den Sinn für das 
zugleich Nöthige und Erreichbare. Aber seine Nerven wurden 
schwer geprüft. Wie lange hatte er gekämpft und gerungen, 
um den nach seiner Überzeugung unvermeidlichen Krieg im 
rechten, im letzten Augenblick zum Ausbruch zu bringen! 
Und jetzt, wo durch unvergleichliche Triumphe die glückliche 
Entscheidung gewonnen schien, warf ihn plötzlich Frankreichs 
Einmischung wieder in neue Unsicherheit, Gefahr und Span- 
nung zurück. Wie von vorne mußte der steile Weg nochmals 
beschritten werden, und wieder hatte er Grund zur Befürch- 
tung, die Lasten desselben allein tragen zu müssen. Ohne 
den Bruch mit Paris zu fürchten, wünschte er dringend, ihn 
zu vermeiden, und vor Allem, nicht gleichzeitig gegen Oster= 
reich und Frankreich zu kämpfen. In jenem Briefe an seine 
Gemahlin vom 9. Juli sagt er: „uns geht es gut; wenn 
wir nicht übertrieben in unsern Ansprüchen sind, und nicht 
glauben, die Welt erobert zu haben, so werden wir auch 
einen Frieden erlangen, der der Mühe werth ist. Aber wir 
sind ebenso schnell berauscht, wie verzagt, und ich habe die 
undankbare Aufgabe, Wasser in den brausenden Wein zu 
gießen, und geltend zu machen, daß wir nicht allein in 
Europa leben, sondern mit noch brei Nachbarn.“ Dazu kam 
die Schwierigkeit der Communicationen; weder von Goltz aus 
Paris, noch von Usedom aus Florenz erhielt man rasche Nach- 
richt; den Depeschen des Letztern an Bismarck erging es nicht 
besser als dessen Telegrammen an ihn: irgendwo blieben sie 
mehrere Tage lang liegen. Auch mit dem Könige war in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.