Die übrigen deutschen Höfe. 19
der Feindseligkeiten heraus, daß ebenso wenig Preußen auf
großen militärischen Gewinn aus seinem italienischen Bündniß
hoffen durfte. Es fehlte in Italien weder an schlagfertigen
Streitkräften, noch an patriotischer Kampflust, aber auch hier
sollte, wie wir weiterhin sehen werden, eine elende Politik alle
Kühnheit und Begeisterung mit Unfruchtbarkeit schlagen.
So erscheint uns überall dasselbe Schauspiel. Große
Massen bewaffneter Menschen sind aller Orten vorhanden,
aber an keiner Stelle zeigt sich bei der Führung die Kraft
des Gedankens und des Willens, die klare Planmäßigkeit
und die entschlossene Kühnheit. Benedek wußte nicht allzu
sicher, was er mit der Viertel Million seiner Soldaten be-
ginnen sollte, und entschloß sich erst zu einem Vormarsch, als
er des Beistandes durch die Sachsen sicher war und auf die
Ankunft der Bayern hoffte. Prinz Carl aber dachte um so
mehr, in Bayern zu bleiben, als der größte Theil des preußi-
schen Heeres sich gegen Böhmen in Bewegung setzte; im
Übrigen wartete er noch auf die in statu nascenti befind-
lichen Bataillone des achten Bundescorps. La Marmora
lebte in steter Furcht, durch die öffentliche Meinung zu über-
großer Energie fortgerissen zu werden; er hoffte, um es kurz
zu sagen, nicht kämpfen, sondern nur marschiren zu müssen,
und gedachte, keines Falls sehr weit zu marschiren.
Da wehte denn freilich eine andere Luft zu Berlin, im
auswärtigen Amte, wie im Kriegsministerium und im Großen
Generalstab. Niemand verbarg sich dort die Bedeutung des
bevorstehenden Kampfes, die tödtliche Gefahr einer Nieder-
lage, wie den herrlichen Lohn des Sieges. Hier gab es
weder Schwanken noch Zweifel mehr; die Schwierigkeit der
Aufgabe trübte an keiner Stelle die Kraft und Kloheit des