Graf Goltz redigirt Napoleon's Vermittlungsvorschläge. 261
die Sätze über den Nord= und den Sübbund. Nur in dem
letzten Artikel verbesserte er: einen Theil der Kriegskosten,
um das bankerotte Osterreich nicht völlig abzuschrecken. End-
lich fügte er auf Grund einer gestern erhaltenen Erklärung
des Kaisers Franz Joseph noch den Satz hinzu:
„Osterreichs Integrität, außer Vcnetien, wird erhalten.
Sie haben ganz meine Gedanken ausgedrückt, sagte er
dann zu Goltz, und dieser war stolz auf die hohe Anerkennung
seines schriftstellerischen Talents. In der That, weit genug
war man von den Stimmungen entfernt, in denen Drouyn
de Lhuys den Kaiser zu überreden hoffte, dem Könige Wil-
helm schwere Beschränkungen der preußischen Erfolge aufzu-
erlegen. Jetzt war es der preußische Botschafter selbst,
welcher von dem Kaiser den Auftrag erhalten hatte, eine für
Preußen annehmbare Friedensbasis im Namen der französi-
schen Regierung auszuarbeiten. Ein seltener Vorgang in den
Annalen der Diplomatie. "
In welchem Grade damals Napoleon innerlich zufrieden
war, den von Drouyn de Lhuys vorbereiteten Verwicklungen
entronnen zu sein, mußte gleich nachher der sächsische Minister,
Herr von Beust, empfinden. Er weilte seit einigen Tagen
in Paris, um Frankreichs mächtigen Schutz für sein be-
drängtes Land zu erflehen. Zur Audienz bei Napoleon zu-
gelassen, entwickelte er dem Kaiser, wie dringend rathsam es
sei, ein franzbsisches Heer von 100 000 Mann am Rheine als
Demonstration gegen Preußen aufzustellen. Napoleon er-
widerte ihm, daß Beust ja gar nicht wisse, ob Er die preußische
Politik Frankreichs Interessen zuwider laufend erachte, und
ihr daher durch eine Einschüchterung entgegen zu treten An-
laß habe.