262 Friedensvorschläge.
Der arme Beust, sagte der russische Botschafter, Baron
Budberg, ist drei Tage zu spät gekommen.
Napoleon hatte mit Goltz verabredet, das gewonnene
Ergebniß noch in derselben Stunde an die beiden streitenden
Monarchen mit der Aufforderung zur Annahme dieses Friedens-
programms und auf dessen Grund zum Abschluß des Waffen-
stillstands zu telegraphiren. Denn, wenn Napoleon daran
lag, seine Vermittlung nicht durch neue große Erfolge der
preußischen Heere dem allgemeinen Gespötte verfallen zu
sehen, so war Eile nöthig. Trotz der Abtretung Venetiens
gestaltete sich die Lage Osterreichs mit jedem Tage mißlicher.
Auf der italienischen Seite blieb Cialdini im Vorrücken,
allerdings mit sehr kleinen Schritten. Wie immer in solchen
Jällen, gab es militärische Gründe in Fülle zur Recht-
fertigung seiner Langsamkeit; ohne Zweifel aber lag die
wesentliche Erklärung derselben auf dem politischen Gebiet.
Auf der einen Seite drängten der König und Ricasoli vor-
wärts, auf der andern hielten Malaret und La Marmora
zurück: daraus ergab sich als mittlere Resultante ein Zeit-
maaß seines Vormarsches, bei welchem er Wien vielleicht
nach zwei Monaten erreicht hätte.
Immerhin war selbst diese geringfügige Leistung nicht
ohne Nutzen für die preußische Kriegführung. Osterreich
hatte Venetien dem Kaiser Napoleon in der Auffassung ab-
getreten, daß damit der Krieg im Süden zu Ende sein würde;
dann hätte man 120000 Mann siegreicher Truppen von dort
zum Kampfe gegen Preußen an die Donau bringen können.
Da aber die Italiener trotz Napoleon's Abmachung in Vene-
tien einrückten, wagte man weder das Festungsviereck zu ent-
blößen, noch die ganze Feldarmee des Südens nach Wien zu