Preußische Erwägungen. 21
der Mobilmachung auf sich genommen hatte. Jene Doppel-
deckung wäre am besten erreicht worden, wenn man die
ganze Feldarmee in einer mittleren Stellung, etwa bei Görlitz,
vereinigt hätte. Dann aber hätte man auf die Benutzung
mehrerer Eisenbahnlinien verzichten müssen, um die ver-
schiedenen Armeecorps aus West und Ost der Grenze anzu-
nähern, was absolut unthunlich erschien, nachdem man Oster-
reich einen so großen Vorsprung bei den ersten Rüstungen
verstattet hatte. Bis zum Juli härte es gedauert, ehe die
Sammlung der ganzen Armee an diesem Punkte hätte voll-
endet werden können. Also entschloß man sich, alle Eisen-
bahnen gleichzeitig zu benutzen, folglich die vom Rhein kom-
menden Truppen bei Torgau, die aus den mittleren Pro-
vinzen anlangenden in der Lausitz, die aus den östlichen Pro-
vinzen in Schlesien für den Augenblick aufzustellen. Auch
dies war erst bis zum 6. Juni erreichbar, und ergab dann
eine Zersplitterung der Kräfte auf einem sechzig Meilen
langen Bogen von Torgau bis Waldenburg: wäre damals,
was möglich war, das österreichische Hauptheer mit mehr als
200000 Mann in Böhmen vereinigt gewesen, so hätte für
Preußen ein großes Unheil entstehen können.
Auch war General Steinmetz, Führer des fünften, jetzt
nach Schlesien vorgeschobenen Armeecorps, ein Mann, an Geist
und Kraft, aber auch an Härte und Bissigkeit dem alten
ork von 1814 vergleichbar, entrüstet über solche Bestim-
mungen, durch welche man Schlesien Preis gebe, um es im
besten Falle wieder zu erobern; es gebe, schrieb er an
Moltke, hier nur ein Mittel, nämlich, dem Feinde zuvor zu
kommen, und von allen Seiten her in Böhmen einzudringen.
Moltke erläuterte ihm in seiner Antwort sehr ruhig, daß die