Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Die Kriegskosten. Sachsens Integrität. 299 
zu gefährden. In der Frage der Kriegskosten ging Bismarck 
von 50 auf 45, dann von da auf 40 Millionen herunter; 
davon sollten 15 Millionen auf Osterreichs Auslagen für den 
dänischen Krieg abgerechnet werden; später gab Bismarck nach, 
daß weitere fünf Millionen für die Naturalverpflegung der 
preußischen Truppen bis zum definitiven Frieden in Abzug 
kämen, so daß die Baarzahlung sich schließlich ausf 20 Millionen 
Thaler beschränkte. Was Sachsen betraf, so ließ Bismarck 
allmählich die Forderung, nicht bloß der Annexion, sondern 
auch einer Gebietsabtretung fallen, und war bereit, die An- 
erkennung der Integrität in den Vertrag aufzunehmen. Als 
dann aber Karolyi, auch hierin auf französische Zustimmung 
gestützt, die Verbindung Sachsens nicht mit dem Nordbund, 
sondern mit den süddeutschen Staaten in Vorschlag brachte, 
war Bismarck an der Grenze seiner Nachgiebigkeit angelangt; 
es war an der Zeit, auch einmal die Leidenschaft seines 
Patriotismus hervorzukehren; er warf seinen Sessel zurück, 
und hoch aufgerichtet gab er die Erklärung, die Aufrecht- 
haltung dieses Begehrens sei die Erneuerung des Kriegs; 
selbst wenn Se. Majestät der König es annehme, würde er 
sein Amt ausgeben, um einen solchen Vertrag nicht zeichnen 
zu müssen. Dies schlug durch, denn Osterreich wünschte 
so wenig wie Preußen ein weiteres Blutvergießen. Es kam 
also zu dem Beschlusse, daß Preußen den Territorialbestand 
Sachsens bestehen zu lassen verhieß, dagegen sich die Rege- 
lung der Kriegskosten und der künftigen Stellung Sachsens 
im norddeutschen Bunde durch einen besondern Vertrag mit 
König Johann vorbehielt. Dafür blieb es bei Osterreichs 
Verpflichtung, Preußens sonstige Einrichtungen und Terri- 
torialveränderungen in Norddeutschland anzuerkennen.
	        
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