306 Feldzug der Mainarmee.
und Falckenstein kein Mittel mehr besessen, sich seinerseits
zwischen die beiden Gegner einzuschieben.
Aber es war einmal bestimmt, daß in diesem Kriege die
welfische Sache nicht bloß selbst untergehen, sondern auch
ihren Genossen Unheil bringen sollte.
Kaum hatte Prinz Carl die ersten Vorbereitungen zu
dem Hersfelder Zuge getroffen, so kam am 27. und 28. Junie
Depesche auf Depesche, aus Frankfurt, aus München, aus
Wien, daß die Hannoveraner nicht capitulirt hätten, daß sie
noch acht Tage sich halten könnten, daß ihnen ein großer
Sieg über die Preußen gelungen wäre. Zweimal telegraphirte
der Kaiser von Österreich, Alles sei zum Entsatze der
Hannoveraner aufzubieten. Was konnte Prinz Carl dagegen
einwenden? Sorgenvollen Herzens gab er seinen Divisionen
den Befehl, am 29. Juni nicht nordwestlich nach Hersfeld,
sondern nordöstlich nach Gotha aufzubrechen. Nur seine
Reserve-Cavallerie, sechs Regimenter, sandte er, um eine ge-
wisse Verbindung mit dem achten Corps zu bewahren, hinüber
nach Fulda. Am 30. kam sein Hauptquartier nach Meiningen
an der Werra, seine Vortruppen bis Wasungen und Suhl:
da mußte er erfahren, daß die hannover'sche Armece nicht
mehr existirte, daß man einem täuschenden Schattenbilde nach-
gegangen war). Jetzt war man zehn Meilen von Fulda,
siebzehn von den nächsten Truppen des achten Corps ent-
fernt, und nahe genug drohte die Gefahr, vereinzelt mit dem
siegreichen Feinde kämpfen zu müssen. Indessen galt es
einen raschen Entschluß. An den Zug nach Hersfeld war
9 Nach diesen Daten ist es unzweifelhaft, daß die Berantwortung
für die Katastrophe der Hannoveraner in keiner Weise auf den Prinzen
Carl gelegt werden kann.