Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Gefecht bei Dermbach. Die Preußen in Fulda. 311 
schwunden, nur vor Kaltennordheim habe man noch einige 
ihrer Vorposten gesehen. Da erhoben sich wieder die Be- 
denken, ob nicht die bayerische Armee völlig abgezogen, und 
nur der letzte Rest ihres Nachtrabs in Kaltennordheim ge- 
blieben sei, ob man also den Feind auf dieser Straße noch 
erreichen könne, ob man mit einem solchen Versuche nicht 
einen Lufthieb führen, und sogar den nächsten Operations= 
zweck, die Trennung der feindlichen Heereskörper, auf das 
Höchste gefährden würde). Genug, Falckenstein kam auf den 
alten Zug seines Herzens, auf den Marsch nach Fulda, 
zurück. General Beyer rückte dort am Abend des 6. Juli 
ein, ohne auf einen Feind gestoßen zu sein. Denn die bayerische 
Reserve-Cavallerie, am 4. bei Hünfeld von einigen preußischen 
Kanonenschüssen begrüßt, war in wilder Panik von Fulda 
bis Brückenau und Hammelburg zurück geflüchtet; die Truppen 
des achten Corps, wie wir gleich sehen werden, hatten eine andere 
Bestimmung erhalten. So hatte Falckenstein sein erstes Ziel 
erreicht; er meinte jetzt ganz sicher, mit seiner Armee trennend 
zwischen den beiden Bundescorps zu stehen. 
Leider aber hatte er sich in der Auffassung der Ver- 
hältnisse auch dieses Mal ebenso gründlich wie bei der Ver- 
folgung der Hannoveraner getäuscht. 
Sein nächster Gegner, Prinz Carl von Bayern, war 
ein alter, solider Soldat, nicht geistreich, aber durchaus ver- 
ständig, kampflustig, aber vorsichtig, und durch pedantische 
Pünktlichkeit etwas schwerfällig in Erwägungen und Be- 
wegungen. Er hatte durchaus keine Neigung, vor der Ver- 
einigung mit dem achten Corps sich auf das Glücksspiel einer 
großen Schlacht einzulassen; als die Preußen die Werra 
1) Göben, Gefecht bei Dermdach, S. 48.
	        
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