Der Bundestag verhindert die Vereinigung der beiden Bundescorps. 313
folgenden Tages: auch wenn Falckenstein von den Dispo-
sitionen Alexander's Kenntniß erlangte, — was nicht der Fall
war — so ist es doch zweifellos, daß er keine Möglichkeit
gehabt hätte, den Marsch des achten Corps von Schlüchtern
nach Kissingen zu hindern. Am 5. Juli hätte er die Bayern
vereinzelt treffen können; sein Zug nach Fulda aber, weit
entfernt, die Gegner auseinander zu halten, eröffnete ihrer
Vereinigung freie Bahn.
Indessen sollten durch ein günstiges Geschick seinen
Truppen die bittern Folgen dieses Mißgriffs erspart werden;
es sollte zugleich dem deutschen Volke kein Zweifel über die
Faulheit seiner bisherigen Bundesverfassung gelassen, und die
Nothwendigkeit der von Preußen beantragten Reform hand-
greiflich vor Augen gestellt werden. Im entscheidenden Mo-
mente warf die höchste Behörde des Bundeskriegswesens den
wichtigen Befehl des Bundesfeldherrn durch plöglichen Ein-
griff über den Haufen, und verfügte das gerade Gegentheil
der bayerischen Anordnungen, anstatt der Vereinigung die
vollständige Zersplitterung der Bundesarmee.
Seit dem Beginne des Krieges hatten die Garnisonen
von Cöln und Coblenz den Befehl, durch kleine, aus Land-
wehrtruppen gebildete Streifschaaren das nassauische und
rheinhessische Gebiet zu beunruhigen, und dadurch vielleicht
die Aufmerksamkeit des Gegners von den Operationen der
Mainarmee abzuziehen. Dieser Zweck wurde in glänzendem
Maaße erreicht. Der Gouverneur von Mainz rief nach
Verstärkung, der Herzog von Nassau begehrte seine Soldaten
aus dem Verbande des Bundescorps zur Vertheidigung Wies-
badens zurück; Prinz Alexander sandte zum Schutze des darm-
städtischen Oberlandes die ganze badische Division nach Gießen,