Gefecht bei Kissingen. 317
mit einem Bataillon noch etwas weiter stromaufwärts die
Brücke bei Waldaschach sichern, im Ubrigen aber sich bei
Münnerstadt als allgemeine Reserve aufstellen. Wie man
sieht, lag hienach die Möglichkeit vor, gegen einen auf Kissingen
gerichteten Angriff binnen weniger Stunden nicht weniger
als drei und eine halbe Division zu versammeln. Es stand
also der zunächst völlig isolirten Division Göben ein heißer
und vielleicht sehr gefährlicher Strauß bevor.
Als am Vormittag des 10. Juli General Göben in der
Nähe von Kissingen anlangte, schob er ein Bataillon zur
Deckung seiner rechten Flanke auf der Straße nach Euerdorf,
zwei andere unter Oberst Goltz zur Sicherung gegen Norden
auf der Straße nach Hausen vor; mit drei Bataillonen blieb
General Tresckow in Reservestellung zurück. So behielten
die Brigade-Generale Wrangel und Kummer nur noch zehn
Bataillone mit 25 Geschützen zum Angriffe auf die durch den
tiefen und reißenden Fluß gedeckte Stadt Üübrig. Eine ge-
raume Zeit hindurch beschoß man den Gegner ohne besondere
Wirkung über das Wasser hinüber; endlich fand man eine
Strecke unterhalb des Ortes eine nur halb zerstörte Lauf-
brücke, über welche die Truppen den Fluß passierten, und
dann von Süden her mit kräftigem Ansturm in die Stadt
eindrangen. Die Bayern wehrten sich mit grimmiger Tapfer-
keit; um jedes Haus und jeden Straßenknoten, um den Besitz
der Alleen des Kurgartens und der Grabhügel des Friedhofs
entspann sich blutiger Kampf. Obgleich allmählich auch Feder's
Bataillone eingriffen, drang doch die festere Führung und
gewandtere Taktik der Preußen, wenngleich mit schweren Ver-
lusten, durch: um zwei Uhr war Kissingen und eine Menge
Gefangener in ihrer Hand. Die Bayern zogen ostwärts, den