Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Manteuffel erhält den Oberbefehl über die Mainarmee. 327 
aus der Luft gegriffen; dies ergab sich von selbst aus dem 
Umstande, daß Manteuffel aus Altona einen weitern Weg 
nach Hannover und dann nach Thüringen hatte, als seine 
Genossen, und es war nicht Falckenstein's Schuld, daß am 
11. Juli Manteuffel bei Schweinfurt nicht zum Schlagen 
gelangte. Falckenstein wurde abberufen, nicht in Folge einer 
das Licht scheuenden Intrigue, sondern weil das große Haupt- 
quartier mit seiner Kriegführung gegen die Hannoveraner in 
hohem Grade unzufrieden war: er hatte, wie wir sahen, mehr 
als einmal eigenmächtig die von dort erhaltenen Weisungen 
vernachlässigt oder aus den Augen gesetzt (am 21. wie am 
27. Juni), und Moltke war nicht der Meinung, dergleichen 
ferner durchgehen zu lassen. Man vermied es, aus Achtung 
für die sonstigen Verdienste des Gencrals, dies öffentlich aus- 
zusprechen, und Manteuffel wäre der Letzte gewesen, sich zum 
Schaden des frühern Vorgesetzten gegen die üble, auf ihn 
gehäufte Nachrede zu vertheidigen. 
Die erste Obliegenheit, welche dem neuen Oberbefehls- 
haber aus der Erbschaft seines Vorgängers zuwuchs, war 
eine wenig angenehme: ein noch an Falckenstein gerichteter 
Befehl Bismarck's, der Stadt Frankfurt eine Contribution 
von 25 Millionen Gulden aufzuerlegen. Frankfurt war als 
Sitz des Bundestags immer gut österreichisch gewesen, und 
hatte in den letzten Jahren bei jeder Gelegenheit seine preußen- 
feindliche Gesinnung geräuschvoll zur Schau getragen. Trotz 
Bismarck's Rundschreiben, daß Preußen jedes Votum für 
den Antrag vom 14. Juni als Kriegserklärung betrachten 
und behandeln würde, hatte die freie Stadt dafür gestimmt, 
und wenn sie allerdings ihr Linien-Bataillon vorsichtig zu 
Hause behalten, so war sie doch, als in den letzten Wochen
	        
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