330 Feldzug der Malnarmee.
sollte. Ohne Zweifel war die letztere Operation die kühnste,
da im Falle eines Unglücks der Rückzug gefährliche Schwierig-
keit haben konnte. Eben deshalb aber auch mußte sie auf
den Gegner überraschend wirken, um so mehr, als sie bei
glücklichem Verlauf unmittelbar in dessen Rücken führte und
ihn von allen Verbindungen mit der Heimath abschnitt.
Auch war für die bevorstehenden Friedensunterhandlungen
der Umstand nicht zu verachten, daß dann ansehnliche Stücke
badisches und württembergisches Gebietes der preußischen Be-
setzung anheim fielen. So war Manteuffel rasch entschlossen.
In drei Tagen — die Reichsarmee hatte sechs gebraucht —
durchschritten seine Truppen den Odenwald, und standen,
nach einem unbedeutenden Gefechte zwischen dem Regimente
Coburg--Gotha und einer badischen Brigade bei Hundheim,
am 24. Juli von Wertheim bis Bischofsheim an der Tauber
den Divisionen des Prinzen Alexander gegenüber.
Während er handelte, hatten die Gegner weisen Rath
gepflogen. Man erwartcte jeden Tag die Nachricht vom
Friedensschluß oder Waffenstillstand; man glaubte, daß der
preußische Feldherr in Frankfurt auf lange Zeit durch poli-
tische Geschäfte festgehalten sei; man war eine Weile zweifel-
haft, ob man ihn dort aufsuchen oder seinen Angriff er-
warten sollte, und, als man sich selbst zum Angriff ent-
schlossen hatte, ob man südlich des Mains durch den Oden-
wald, oder im Norden des Flusses durch den Spessart ziehen
sollte. Bei einer Zusammenkunft der Prinzen Carl und
Alexander am 19. Juli entschied man sich für das Letztere,
fand aber, daß bei der augenblicklichen Stellung der Truppen-
körper, die Operation nicht vor dem 24. Juli beginnen
konnte, so daß die beiden Corps erst am 28. vereinigt vor