Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Antrag von Drouyn de Lhuys. 365 
von Waterloo beseitigen, so wie Preußen einladen, im Haag 
die Abtretung Luxemburgs an Frankreich zu unterstützen. 
In diesem Sinne redete, wie wir oben sahen, am 27. Juli 
Napoleon vertraulich mit dem Grafen Goltz, und erhielt von 
diesem die Antwort, daß eine Verständigung darüber wohl 
nicht unmöglich sei. Dann könnte ja, setzte der Kaiser hinzu, 
mit den übrigen Theilen der Pfalz der Großherzog von 
Hessen entschädigt werden. Aber es dauerte nicht lange, und 
auch die hier bezeichnete Linie wurde mit wachsender Begehr- 
lichkeit überschritten. Die Kaiserin war der Ansicht, nur keine 
halbe Maaßregel zu ergreifen, Nichts zu fordern oder Alles, 
wie sie ihre sehr bestimmte Meinung ausdrückte, daß man 
über jedes Bedenken sich hinwegsetzen müsse, und Drouyn de 
Lhuys wirkte nachdrücklich in demselben Sinne. Nun war 
Napoleon noch am 27. Juli nach Vichy abgereist, um dort 
Linderung für sein Blasenleiden und seine Ischias zu suchen; 
gegen körperliche Schmerzen hatte er immer nur geringe 
Widerstandskraft, und wurde während derselben auch in Geist 
und Willen lähmend afficirt. Dort erschien dann bei ihm 
am 29. Drouyn de Lhuys mit dem Entwurfe eines Vertrags, 
nach welchem Preußen die von Frankreich 1815 ihm abge- 
tretenen Landestheile zurückgäbe, Bayern und Hessen-Darm- 
stadt durch angemessene Entschädigung zur Abtretung ihrer 
linksrheinischen Besitzungen an Frankreich bestimme, und alle 
Bestimmungen über die Verbindung Luxemburgs und Limburgs 
mit dem deutschen Bunde, so wie das preußische Besatzungs- 
recht in Luxemburg aufhebe. Der Kaiser, in argen Schmerzen 
daniederliegend, ließ sich den Antrag nebst dem dazu gehö- 
rigen Telegramm an Benedetti vorlesen, machte einige even- 
tuelle Verbesserungen, sträubte sich aber gegen die Annahme
	        
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