Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

366 Französische und russische Einwirkung. 
des Ganzen. Als darauf der Minister auf seinem Vorschlage 
beharrte und die Trefflichkeit desselben im Einzelnen zu er- 
örtern begann, rief endlich der Kaiser in seiner Noth: macht, 
was Ihr wollt, aber laßt mich in Ruhe?#). Draußen soll 
dann der Minister gesagt haben: hier ist niemand mehr, mit 
dem ich verhandeln kann?). Sicher aber ist, daß er in jenem 
Aufschrei Napoleon's die kaiserliche Genehmigung seines An- 
trags fand, und am 29. Juli dem Grafen Benedetti denselben 
telegraphisch übersandte. Wenige Tage später folgte, um 
jedes Mißverständniß auszuschließen, noch der Zusatz, daß 
unter den linksrheinischen Besitzungen Darmstadts auch die 
ehemalige Bundesfestung Mainz mitcinbegriffen sei. 
Benedetti war durchaus mit Rouher einverstanden, daß 
Frankreich, wie König Victor Emanuel sagte, etwas zu essen 
haben müßte. Aber die begehrte Portion erschien ihm doch 
bedenklich, und als vollends noch Mainz nachträglich bestellt 
wurde, erinnerte er sich, wie ihm vor zwei Monaten Bis- 
marck erklärt hatte, ehe er Mainz abträte, verschwände er 
lieber von der politischen Scene. Der Botschafter befürchtete 
also eine Zurückweisung vielleicht in gefährlich schroffer Form, 
und fragte demnach an, ob er zu näherer Erwägung der 
Sache nach Paris kommen dürfe, erhielt jedoch am 4. August 
die Antwort, er solle kommen, aber erst, wenn er erfahren 
habe, wie Preußen den Vorschlag aufnehme. So mußte er, 
gerne oder ungerne, sich zu dem sauern Schritte entschließen. 
Er meldete seinem Chef am 5. August, er sei überzeugt, daß 
) So ist der Vorgang häufig erzählt worden, und bei diesem 
Verlauf erklären sich auch die Briefe Napoleon's an La Valette vom 
12. August, und von Drouyn de Lhuys an den Kalser vom 12. October. 
no Rothan, politique françnise, p. 374.
	        
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